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Das ganze große Gebiet des Bihargebirges ist, mit Ausnahme einiger magyarischer
Dörfer in der Belönyefer Gegend, von rumänischem Volk bewohnt. Im westlichen Theile
des Gebirges heißt es Gugulänen oder Krizsänen, an der Ostseite des Gebirges, in
den siebenbürgischen Theilen Möczen. Zwischen den beiden Stämmen gibt es charakte-
ristische ethnographische Abweichungen. Bei beiden aber läßt so Manches in Tracht,
Wohnung und Sitten erkennen, daß hier einst anch Szekler gewohnt habe», und bei
Belenyes ist sogar ein Dorf, Tärkäny, dessen magyarische Bewohner ihre szeklerischen
Charakterzüge meist bis an den heutigen Tag bewahrt haben, obgleich die übrigen Szekler
dieser Gegend schon völlig romanisirt sind.
Ehe wir das Bihargebirge verlassen, sei nur noch eine eigenthümliche, charakteristische
Volkssitte erwähnt: die Mädchenmärkte in den Alpen. Solche werden alljährlich
zwei, im Monate Juli abgehalten; der eine auf der Alpenmatte der Kalinyäßa, wo
die Comitate Bihar, Klausenburg und Torda-Aranyos zusammenstoßen, der andere auf
dem äußersten südlichen Gipfelsattel des Hauptgrates, am Fuße des 1486 Meter hohen
G ajna-Gipfels, wo die Comitate Bihar, Huuyad und Torda-Aranyos sich mit ihren
Zipfeln begegnen. Dieser zweite Markt ist der weitaus berühmtere und sehr besucht, er pflegt
ein förmliches Volksfest zu werden. Vor alters entsprach er seinem Namen und war ein
wirklicher Mädchenmarkt; hier versammelte sich von allen Seiten das im Bihargebirge
zerstreut wohnende rumänische Volk, das, durch den hohen Hauptgrat entzwei getheilt, eine
Hälfte von der anderen geschieden, fast nur bei dieser Gelegenheit in gegenseitigen Verkehr
trat. Die Mädchen nahmen dann gleich auch ihre Ausstattung mit hinauf und stellten sie
zur Schau, daß die Burschen sie schätzen und demgemäß ihre Ehefrauen wählen konnten.
Da es dabei nie an Geistlichen fehlte, wurde dann auch flottweg getraut. Jetzt ist dies
verboten, der Markt hat seine ursprüngliche Specialität verloren und ist nichts weiter als
ein interessantes, großes Volksfest in den Alpen, wo Möczen und Krizsänen zusammen-
kommen, und wo auch jetzt viele Fremde aus fernen Gegenden Hinreisen, um das Leben
des Alpenvolkes zu studiren. Der Gajna-Gipfel (1486 Meter) wurde, als einer der
schönsten Aussichtspunkte des Gebirges, auch von König Franz Josef besucht, der dort
lange im Genuß des Bihar-Pauoramas verweilte. Es ist aber auch ein königliches Gebirge;
reich an hervorragenden Schönheiten, unerschöpflich an Schätzen der Natur.
Alausenburg.
Der nördliche Theil des Bihargebirges ist vom Thale des Sebes-Körös umzogen,
worin eine Landstraße und die Hanpteisenbahnlinie Großwardein-Klausenburg-Kronstadt
nach Klausenburg, der Hauptstadt des einstigen Siebenbürgen, führen. Wer vom Alföld
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch