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Thore: das mittlere (Haupt-) Thor, das Monostorer und das Brückenthor, dazu noch vier
Thüren; über den Thoren und Thüren aber erhoben sich einundzwanzig Thürme und
Bastionen. Von alledem bestehen noch, größtentheils umgestaltet, sechs Bastionen; am
besten erhalten ist die fünfeckige Bethlen-Bastion, deren Mauern unten drei Meter dick
sind und deren Nischen die Aufstellung von 16 Geschützen ermöglichten.
Auch die Hunyadi waren warme Förderer der Stadt. Johannes Hnnyadi machte
im letzten Jahre seines Lebens (1455) eine Stiftung zur Erhaltung der Dominikaner-,
jetzt Franciscanerkirche in der alten Burg. Die Kirche wurde im Laufe der Zeit um-
gestaltet, doch ist noch die gothische Sacristei erhalten, und im Kloster ein Theil der
Wandelgänge nebst dem Resectorinm, dessen Gewölbe von einem Mittelpfeiler gestützt ist.
In Klausenburg wurde am 23. Februar 1440, der zweite Sohn Johannes Hnnyadis,
König Mat thias geboren, und zwar in dem Hause des Bürgers Stephan Kolb in der
alten Burg, wo seine Mutter Elisabeth Szilägyi damals abgestiegen war. Das Haus steht
noch; auf beiden Seiten und rückwärts ist es durch Baulichkeiten aus der Renaissancezeit
ergänzt. König Matthias — der es gern Wort hatte, daß er zu Klausenburg geboren
war — befreite im Jahre 1467 dieses Haus sammt seinen Dependenzen von allen öffent-
lichen Lasten und Steuern; später aber wurde es von Georg Raköczy I. der Stadt
geschenkt, die es im Jahre 1900 wiederherstellen ließ. Das Gedächtniß des großen Königs
knüpft sich aus dieser Zeit auch an die thurmlose gothische Franciscanerkirche in der
inneren Wolfsgasse, zu der die Stadt auf des Königs Geheiß im Jahre 1486 den
Grund hergab.
In der Huuyadi-Zeit beginnt auch die magyarische Bevölkerung an der Verwaltung
der Stadt theilzunehmen. Nach langem Streit trafen die magyarischen und sächsischen
Einwohner 1458 eine Übereinkunft, und einige Tage später, als in Ofen Matthias
zum König gewählt wurde, stellten sie dort im Angesichte des Landesverwesers Michael
Szilägyi fest, daß fortan Magyaren und Sachsen an der Regierung der Stadt in gleichem
Maße betheiligt sein sollten. Von da an ist Jahr um Jahr abwechselnd ein Magyare oder
ein Sachse Richter. Der Rath besteht aus je sechs magyarischen und sächsischen Geschworenen;
auch der äußere Hundertmännerrath ist zur Hälfte magyarisch, zur Hälfte sächsisch. Dieses
Abkommen wurde dann, 1468, auch durch König Matthias bestätigt.
Durch die vielen ^Privilegien, welche die ungarischen Könige im Laufe des XIV.
und XV. Jahrhunderts der Stadt zuwandten, wurde Klausenburg volkreich und wohl-
habend. Schon damals gab es 16 Zünfte, und später wurden deren noch viel mehr. Die
Fleischerzunft scheint die mächtigste gewesen zu sein, denn ihr gehörte der Hochaltar der
Kirche und sie hüteten das Hauptthor der Stadt, das mittlere Thor, wie denn nach
mittelalterlicher Sitte jedes Thor, jede Bastei der Hut einer bestimmten Zunft, oder auch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch