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ihrer Hand rührt die bronzene Reiterstatue des heiligen Georg her, die auf dem Prager
Hradschin den Brunnen eines der Burghöfe schmückt. (Abgebildet im Bande „Böhmen",
2. Abtheilung, dieses Werkes.) Sie schufen auch im Jahre 1370 die Bronzestatuen der
Heiligen Stephan, Emerich und Ladislans, die vor der Domkirche von Großwardein
standen, und im Jahre 1390 wiederum für Großwardein die Reiterstatue Ladislaus' des
Heiligen, aus vergoldeter Bronze.
Die traurigen Zeiten des XVI. Jahrhunderts brachten das Gedeihen der Stadt nicht
ins Stocken. In den letzten Decennien desselben war Klausenburg, nach dem Bericht von
Augenzeugen, eine große, reiche Handelsstadt, um die sich drei große Vorstädte lagerten.
Die Bevölkerung sah nach Fleiß und Wohlstand aus. Die Häuser der inneren Stadt
waren meist aus Stein gebaut, die Straßen schön, „es gab kein angenehmeres Wohnen
in Siebenbürgen". „Die Mauer»," bemerkt der Historiker Szamosközy weiter, „können
jedem Feinde widerstehen nud die Bürger verstehen sich nöthigensalls auch auf die Ver-
theidigung. "
Die Bürgerschaft der Stadt nahm immer mehr den ungarischen Charakter an. Dazu
trug auch die eigenthümliche Entwicklung bei, welche die Reformation hier nahm. Die
ersten Anhänger Luthers auf dem Gebiete der ungarischen Krone waren die Siebenbürger
Sachsen. So lange König Johann, der eifrige Katholik, lebte und Frater Georg an der
Spitze der Regierung stand, griff der neue Glaube nicht über die Grenzen des Sachsen-
landes hinaus; nach Frater Georgs Sturze jedoch machte die Reformation in Klausenburg
rapide Fortschritte. Franz David, der bereits zum Ungarn gewordene sächsische Pfarrer,
war ihr Vorkämpfer. Anfangs bekannte er sich zu Luthers Lehre, und seinem Beispiel
folgte die Stadt; dann neigte er sich Calvin zu; später (1566) ging er, seine Mit-
bürger mit sich reißend, zu der Lehre des Italieners Socini über, die gleich dem Glauben
der alten Arianer die heilige Dreifaltigkeit leugnete, weshalb auch die auf dieser Grund-
lage entstandene Consession noch heutigen Tags die an den einen Gott glaubende, die
unitarische heißt. Für diese Lehre gewann er auch den jugendlichen Sohn König Johanns,
den erwählten König Johann Sigismund, und am 14. Januar 1571 sprach es der Land-
tag zu Maros-Väsarhely aus, daß das Wort Gottes überall frei verkündet und Niemand,
nicht Prediger noch Zuhörer, wegen seines Glaubensbekenntnisses verfolgt werde, durch
welches Gesetz denn auch die Übuug dieser Religion gestattet war. Durch diese Religion
aber war Klausenburg vollständig von den Sachsen als orthodoxen Lutheranern losgerissen.
Es dauerte keine hundert Jahre, so war es eine ganz magyarische Stadt, ja es hatte zu
dieser Zeit bis zu einem gewissen Grade die Führung des ungarischen geistigen Lebens.
Eines der Häupter dieser Entwicklung war Caspar Helth, der sich magyarisch Heltai
nannte, ein zum Unitarismus übergetretener Sachse. Er errichtete in Klausenburg eine
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch