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wo die jungen Leute die neuen Ideen aufnahmen, um sie dann in alle Theile des Landes
zu tragen.
Die siebenbürgischen Landtage der Vierziger-Jahre beschäftigten sich mit drei Fragen:
Einführung der ungarischen Amtssprache, Befreiung der Hörigen und Vereinigung
Siebenbürgens mit Ungarn. Die in Klausenburg studirende reifere Jugend war von diesen
drei Fragen in tiefster Seele bewegt, unterstützte bei Gelegenheit der Landtage die liberale
Opposition und begann die nämliche Rolle zu spielen, wie auf den Preßbnrger Reichstagen
die sogenannte Reichstagsjugend.
Im Jahre 1848 war es diese Jugend, die fünf Tage nach den Pester Ereignissen
des 15. März, diese in der Sitzung der Stadtrepräsentanz wiederholte, indem sie gleiches
Recht für alle, Preßfreiheit und die Union (Siebenbürgens mit Ungarn) forderte. Der
siebenbürgifche Landtag wird auf den 28. März einberufen und am 29. Mai durch den
Oberstcommandirenden von Siebenbürgen, Baron Puchner, als königlichen Commiffär,
im großen städtischen Redoutensaale (in der inneren Monostor-, jetzt Uniongasse) eröffnet.
Der erste Berathungsgegenstand war die Union. Zur Widerlegung der von Seite der
Sachsen und Rumänen erhobenen Einwendungen und im Interesse der Verkündigung der
Union erhoben das Wort zuerst der Führer der einstigen Opposition, der damals
schon erblindete Nikolaus Wesselenyi, dann die oppositionellen Wortführer der früheren
Landtage, Joseph Zeyk, Karl Szäß der Ältere und Dionys Kemeny. „Hoch lebe und ewig
bestehe die Union!" rief Wesselenyi unter tosendem Jubel. Eine kurze Pause — da erhoben
sich Elias Roth und Conrad Schmidt, die Abgeordneten von Kronstadt und Hermann-
stadt, und erklärten sich im Namen der sächsischen Nation gleichfalls mit der Annahme der
Union einverstanden. Für die Union sprach sich dann von Seite der Rumänen auch der
alte Bischof Ltmeny aus. Am 30. Mai sprach der Landtag einstimmig die Union aus.
Als die Nachricht von der Verkündigung der Union auf die Straße drang, bemächtigte sich
der Bürgerschaft ein Freudentaumel. Jedermann glaubte das Morgenroth einer besseren
Zukunft aufsteigen zu sehen. Allein die Tage der Frende und Begeisterung waren gezählt.
Alsbald folgten die Wechselfälle des Krieges und mit ihnen die Zeiten schwerer Prüfung.
Als die Kriegsstürme der Jahre 1848/49 ausgetobt hatten, führte das nene politische
System schwere Streiche gegen Klausenburg. Es verlor seinen Charakter als Hauptstadt.
Hermannstadt wurde der Sitz aller größeren Ämter, uameutlich der Landesämter. Allein
Klausenburg blieb nach wie vor der Herd der ungarischen Gesellschaft Siebenbiirgens.
Jede sociale Thätigkeit, durch die sich das magyarische Element für seine Verdrängung vom
politischen Gebiete zu entschädigen trachtete, ging von hier aus. Große Verdienste erwarb
sich in dieser Richtung Graf Emerich Mikö, der in erster Reihe dahin wirkte, daß Klausen-
burg, seinen alten Überlieferungen getreu, in den siebenbürgischen Theilen das Stanimncst
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch