Seite - 178 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
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Von der Funtinella kann man Marisel besuchen, eine der interessantesten
rumänischen Ortschaften nicht nur der Gyaluer, sondern der Siebenbürger Alpen über-
haupt. Marisel bedeckt vielleicht das ausgedehnteste Terrain von sämmtlichen Alpen-
dörfern. Der Kern der nach allen Richtungen zerstreuten Ortschaft liegt auf dem westlichen
Theile des Bergrückens, der die Thäler der Bäche Reketö, Warmer und Kalter Szamos
trennt. Hier ist die Kirche und hier sammelt sich das Volk zum Gottesdienste an Sonn-
nnd Feiertagen. Nordöstlich von Marisel liegt Lapistye, im Thale des Warmen Szamos,
das an Naturschönheiten nicht minder reich ist als das des Kalten Szamos. Das im
tiefen Thalkessel gelegene Lapistye ist ein interessanter, nur zu Fuße oder zu Pferde
erreichbarer Ort. Der Szamos windet sich hier im Zickzack zwischen Felsvorsprüngen
weiter. Das Dorf besteht aus verstreuten Häuschen und zerfällt in zwei Haupttheile: der
eine, das eigentliche Dorf, birgt sich im Thale, der andere, eine gleich große Ansiedlnng,
hat sich oben auf dem flachen Bergrücken festgesetzt, der die linksseitige Wasserscheide des
Szamos bildet und Ackerbau gestattet. Diese Ansiedluug ist nur im Sommer, zur Zeit
der Feldarbeit, bewohnt. Die Producte läßt man, in Ermanglung eines gangbaren Weges,
auf besenartig zusammengebundenen grünen Zweigen zu der 510 Meter tiefer gelegenen
unteren Gemeinde hinabgleiten. Die Thalwand ist so steil, daß sie auf die Länge von
2 Kilometer um 500 Meter steigt uud nicht unter fünf Viertelstunden zu erklimmen ist.
Östlich von Lapistye liegt das Dorf Meleg-Szamos (Warmer Szamos), unterhalb dessen
sich ein paar Kilometer weiter der Warme und Kalte Szamos vereinigen.
Steigt man von der Funtinella in nordwestlicher Richtung abwärts, so gelangt man
zur Ausiedlung Beles , am Zusammenflusse des Belesbaches und des Warmen Szamos.
Noch vor kurzem war hier nichts als echte Waldwildniß, jetzt ist eine große Sägeanlage
thätig und dabei steht das Forstamt zwischen hübschen, behaglichen, neuen Häusern.
Westlich von Beles kann man einen Ausflug nach der Quellgegend des Warmen
Szamos machen, wo eine selbst nach dem bisher Gesehenen noch ganz neue Welt sich
aufthut. Auf Schritt und Tritt nichts als unvergleichlich schöne Felsformen, Kaskaden,
tunnelartige Durchbrüche, katakombeuhafte Höhlen, desto seltener freilich Wohnorte von
Menschen. Rechts vom Warmen Szamos liegt das Dorf Gyurkucza, mit über 800 Ein-
wohnern, lauter Hirten und Waldarbeitern. Nördlich von hier, jenseits einer 1185 Meter
hohen Wasserscheide, liegt Rekiezel, mit dem größten Wasserfall Siebenbürgens. Der
Siebenbürgische Karpathenverein hat von der Notariatskanzlei zu Rekiezel bis zum
Wasserfall einen bequemen Weg das enge Thal hinan herstellen lassen, dessen Sohle
fast ganz vom Szekelyöbach eingenommen wird. Der Weg geht am Fuß von buchwald-
gekrönten Bergen entlang, bald aber ist ein Felsenthor erreicht, von wo an die Fichte die
Buche verdrängt und die Berge zu beiden Seiten des Baches die Form von richtigen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch