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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Seite - 185 -
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185 aufgehängten Schüsseln und Kannen geschmückt. Wenn er aber sein Stückchen Acker bestellt hat, geht er meist ans ein paar Monate in die Fremde, wo er auf fetterem Boden an Schnitter- und Hauerlohn den nöthigen Winterzuschuß verdient. Die Stickereien von Kalotaßeg. — Seitdem sich die varrottas-Stickerei zum Hausgewerbe entwickelt hat, braucht die Mutter, die ein Kind in der Wiege hat, und das verkrüppelte kleine Mädchen nicht mehr außer Hause sich mit der Hände Arbeit um Brot zu rackern.. Die varrottas-Stickerei von Kalotaßeg ist eine stilvolle alte Arbeit, die im Volke nm die Mitte des XVIII. Jahrhunderts geübt wurde. Sie war der allgemeine Zierrat für Kleidung, Bettgewand und Stubenwände, bis plötzlich eine weniger schöne, aber aus- giebigere Handarbeit das uralte varrottas zu verdrängen begann, das leichtere ,s2vttes" (Webetechnik), das im Gebrauch überhandnahm und das .varrottas" allmälig ganz in die Tulpentruhen zurückdrängte. Auf der Landesausstellung von 1885 richtete Schreiberin dieser Zeilen eine Kalota- ßeger Stube ein. Sie borgte sich im Volke alte vai-i-vltas-Sacheu zusammen, und die schöne uralte Arbeit erregte lebhaftes Interesse, namentlich bei den Ausländern, die dergleichen um jeden Preis erwerben wollten. Allein es war nichts Verkäufliches vorhanden. Unsere verewigte Königin Elisabeth war wohl die einzige Person, die keine abschlägige Antwort erhielt: man schickte ihr nach Gödöllö, was ihr gefallen hatte: ein mit weißer Wolle aus- genähtes „Brautlaken" aus gekraustem Linnen. Damals wünschte auch die seither verstorbene Fürstin Paul Esterhäzy ein Tischtuch zu erwerben, das ihr sehr originell erschien. Aber anch das „großrosige" Tischlaken war nicht zu haben. Da fragte sie, ob man denn nicht noch ein solches ausnähen könnte. Allein auf diese Art von varrotws war in jener Gegend niemand mehr eingeübt. Nur iu Magyar- Gyerö-Monostor lebte eine bejahrte Frau, die noch die Technik des varroltas kannte. An sie wandte sich die Schreiberin dieser Zeilen und ließ durch sie einige Kalotaßeger Mädchen in der Handarbeit ihrer Urgroßmütter unterweisen. So wurde das Tischtuch für die Fürstin Esterhäzy grundlegend, ihm ist die ganze heute so blühende Hausiudusterie der varrottas entsprossen. Es gibt drei Grnppen von Varrottas: „nach der Schrift" (iräs utän valü), „Weißliches" (kekeres) und „sehnige Naht" (in-varräsos) in Kreuzstich, letztere vom Volk auch „maschig" (s?emes) genannt. Die Arbeit „nach der Schrift" wird nach einer Zeichnung genäht; die „Schreibefrau" taucht die Spitze einer Spindel in Rußwasser und „schreibt" damit die aus krummen Linien bestehenden stilisirten Blumen vor; diese Muster sind als „Majoran-", „Zweig-", „Knospen-Muster" n. s. w. (majorannäs, bimbvs) bekannt. Das Volk hat auch das Sticken nach der Schrift nie ganz aufgegeben, nur streifte es den Formen ihre ehemalige reizvolle Stilisirnng ab. Statt des waschechten rothen oder dunkel- blauen Fadens nahm man rothe oder schwarze Harraswolle und begann damit geschmacklose
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Band 23
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (7)
Band
23
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.13 x 23.25 cm
Seiten
622
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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