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um ihre geistige und sittliche Entwicklung; daher sind sie wohl als der zurückgebliebenste und
trotz des fruchtbaren Bodens ärmste Theil der siebenbnrgischen Bevölkerung zu betrachten.
Das Volk des Mezöseg war in der Vergangenheit schon durch den fast völligen
Mangel an gangbaren Straßen gehindert, wirthschaftliche und cnlturelle Fortschritte zu
machen. Dem Bau fester Straßen stand die Neigung des Bodens zu Rutschungen und
Senkungen im Wege; dazu kam noch der Mangel an Kies, der nur stellenweise zwischen
den Schieferschichten vorkommt, also von weither zugeführt werden mußte. Wegen dieses
Straßenmangels konnten die Leute im Mezöseg sich vom Spätherbst bis zum Vorfrühling
kaum aus ihrem Dorfe herausrühren. Dieser Zustand und die eigenthümliche Gestaltung
der Bodenfläche waren schuld, daß sich in dieser Gegend keine Stadt und also auch kein
bürgerliches Element entwickeln konnte. Auch die Ortschaften Kolozs, Szek und Maros-
Ludas, die allenfalls für Marktflecken gelten können, liegen an den Rändern des Gebietes.
Von Klausenburg bis Maros-Väsärhely findet sich auf einer Luftlinie von fast
hundert Kilometern keine einzige Stadt oder ansehnlichere Ortschaft. In neuerer Zeit haben
sich auch die Verkehrsverhältnisse günstiger gestaltet. Zwar laufen die Eisenbahnlinien
Klausenburg—Predeal, Koesard—Marosväsärhely und die Szamosthaler Bahn nur an
den Rändern des Mezöseg entlang, aber die Maros-Ludas—Bistritzer Bahn durch-
schneidet mittelst des Thales des Lndas- und Budatelker Baches diese Region genau in
der Mitte nnd trägt sehr viel dazu bei, den Erzeugnissen des Mezöstg zu verschiedenen
Absatzplätzen zu verhelfen. Das Gleiche thut ferner die wohlgehaltene Landstraße, die von
Apahida bis Sächsisch-Regen das Mezöseg der Länge nach durchschneidet.
Die seichten Bäche des Mezöseg gehören den Bewässerungssystemen des Maros
und Szamos an. Demgemäß ziehen auch seine größeren Thäler diesen Bächen entlang,
entweder in südlicher oder in nordwestlicher Richtung. An bedeutenderen Thälern öffnen
sich gegen den Maros hin: das Thal des Luezbaches, der den östlichsten Theil des
Mezöseg bewässert, dann westlich von diesem die Thäler von Szabad und Panit, das an
ausgedehnten Sümpfen und Seen reiche Thal des Nynlasbaches und als dessen
Fortsetzung das Kapnsthal, das bei Maros-Lekeneze den Maros erreicht. Das längste ist
das zusammenhängende Doppelthal, das im Süden den Ludasbach, im Norden den
Budatelker Bach enthält und von Nord zu Süd die ziemlich genaue Mitte des Mezöseg
ganz durchschneidet. In diesem Thale liegen längs der beiden, in entgegengesetzten
Richtungen fließenden Bäche die für das Mezöseg charakteristischen Thalseen, gleich Perlen
an der Schnur hingereiht. Hier liegt einer der größten Seen des Mezöftg, der von
Mezö-Zäh. Im westlichsten Theile des Gebietes liegt das Thal des Esaner- oder Horgas-
baches, das auf den Aranyos mündet. Unter den zum Szamos hinablaufenden Thälern
sind das Szeker und das Ezegeer Thal die größten. Das Szeker Thal öffnet sich in das
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch