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dem Szatmärer Frieden konnte Thorenburg nach und nach wieder erstarken, und 1759
schienen die schönen Tage von einst förmlich wiederzukehren, da in seinen Maueru der
einhundertsiebennndzwanzigste und zugleich letzte Thoreuburger Landtag abgehalten wurde.
Gegenwärtig ist die Stadt eines der stärksten Bollwerke des siebenbürgischeu Magyareuthums
und Brennpunkt des Wirthschafts- und Culturlebens eines ansehnlichen Umkreises. Die
Unitarier hatten hier ein Gymnasium, uuter dessen Professoren sich zeitweilig Männer von
literarischer Bedeutung fanden. Wir nennen Johann Gyöngyösi und Alexander Szekely
von Aranyosräkos, der zu Beginn des XIX. Jahrhunderts in seinem kleinen Epos: „Die
Szikler in Siebenbürgen" den ersten Versuch machte, die ungarische Mythologie poetisch
zu verwerthen. Das Gymnasium wurde 1878 aufgelassen, in dem Gebäude ist jetzt die
staatliche Bürgerschule untergebracht.
Die Bevölkerung treibt zumeist Ackerbau, zum Theil aber auch Gewerbe und Handel.
Da Thorenburg der Markt für das Mezöseg und die Alpen längs des Aranyos ist,
arbeiten die Gewerbslente ihre Artikel dem Bedarf und Geschmack der dortigen Einwohner-
schaft entsprechend, was diesen Erzeugnissen auch ein ethnographisches Interesse verleiht.
Eine locale Specialität ist der „Tordaer Schweinebraten". Noch berühmter aber sind die
„Tordaer Pogatschen", ein sehr schmackhaftes Lebkuchengebäck, das auch weithin versendet
wird. Die Jahrmärkte der Stadt sind für eine weite Umgebung maßgebend, daher sie
Gelegenheit geben, die Volkstrachten dieses Landestheiles in großer Mannigfaltigkeit kennen
zu lernen. Die Fabriksthätigkeit ist in der Stadt nur durch eine Bierbrauerei und eine
Cellulosefabrik vertreten. Der Salzbergbau von Thorenbnrg geht in das Dunkel der Urzeit
zurück. Die Salzgruben der Römer befanden sich auf dem Hügel östlich der Stadt. Später,
namentlich zur Zeit der Fürsten von Siebenbürgen, wurden die Gruben oberhalb von
Neu-Thorenbnrg ausgebeutet. Auch jetzt wird in diesem Theile des Berges in fünf Gruben
gearbeitet und jährlich 20.000 Metercentner Salz im Werte von 320.000 Kronen
gewonnen. An der Stelle der römischen Salzbergwerke liegt das der Stadt gehörige
römische oder Bergwerksbad. Nördlich davon liegt in einer Entfernung von etwa
Kilometer das ärarische Minenbad, an der Stelle eines in der Fürstenzeit betriebenen,
später eingestürzten Bergwerks. Auch dieses ist von der Stadt gepachtet, die an beiden
Punkten geeignete Badehäuser und Gasthöfe erbauen ließ, so daß eine hübsche Badecolonie
entstanden ist. Beide Bäder gehören zu den besseren Kochsalzbädern, und das Wasser des
Minenbades (Akua-Fürdö) kann sich sogar mit den berühmtesten Kochsalzbädern des
Auslandes messen. Unter den aufgegebenen, trocken stehenden Schächten ist der sogenannte
Josephi-Schacht wegen seines sechzehnfachen Echos zu erwähnen.
Von Thorenburg begeben wir uns nun in den gebirgigen westlichsten Theil des
Comitats, die Quellgegend des Aranyos, und zwar in das rauhe Thal des Großen Aranyos,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch