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steil, die Schneelast des langen Winters unschädlich zu machen. Die Häuser sind aber
meist so klein, daß Erdgeschoß nnd Oberstock nur wenige enge Räume enthalten.
Im Thale des Kleinen Aranyos ist das Merkwürdigste der Csigahegy (Schnecken-
berg) bei Felsö-Vidra; er besteht aus Sandstein der jüngeren Kreidezeit nnd ist voll mit
versteinerten Muscheln (aeleonella Fi^antea), die oft die Größe eines Kinderkopfes
erreichen. Dem Schneckenberg gegenüber erheben sich am rechten Aranyosnser hohe Kalk-
steinwände mit dem 1200 Meter hohen weißen Felsen Piatra alba, von dem der Wasser-
fall Piscsiora niederstürzt. Der Bach bricht aus einer der Höhlen in den Kalkfelsen der
jenseitigen Thalwände hervor, spaltet sich an der unteren Felsstufe in mehrere Arme
und braust mit großem Getöse nieder. Das kalkhältige Wasser überzieht Alles mit einer
Kalkschichte, wodurch eine Unmasse schöner Kalksteingebilde von großer Mannigfaltigkeit
entsteht. Die Bewohner sägen aus diesen sogenannten Kalktuffen Kreuze, die man häufig
bei den Kirchen und an den Straßen aufgerichtet findet.
Die beiden Aranyosarme vereinigen sich unter Ponorel und durchfließen dann, ehe
sie Topäufalva erreichen, die Felsenenge Piatra Lucia, in deren Wand, auf der Alsö-
Feherer Seite, eine Höhle dunkelt, dieselbe, die in Moriz Jökai's Roman: „Die armen
Reichen" den Falschmünzern als Schlupfort dient. Weiter unten, wo der Csertösbach in
den Aranyos fällt, liegt der Bezirkssitz Topänfalva , eine zerstreut, aber recht hübsch
gebaute Großgemeinde mit 2440 Einwohnern, die sogenannte Hauptstadt der Moezen.
Sie hat eine einzige ordentliche Gasse, wo sich auch drei Kirchen, einige Gasthöfe und die
Intendantur der ärarischen Wälder, eines Komplexes von 41.932 Joch, befinden. Die
zerstreuten Häuser der Möczeu liegen auf den Lichtungen in den ärarischen Waldungen.
Bei Topänfalva liegt das Nachbardorf Bißtra , von wo der Bißtrabach das Holz der
Staatsforste in den Aranyos hinabschwemmt.
Unterhalb von Bißtra geht der Weg über eine waldige Höhe, an einem verlassenen
Kalngerkloster und einem Kirchlein vorbei, nach Lnpsa, wo man bereits das Gebiet
der Mokäuys betritt. In der Römerzeit war die bedeutende Thalerweiterung an dieser
Stelle ein Hauptpunkt der Goldwäscherei. Die ehemaligen Bergwerke waren ertragreich,
jetzt wird nur noch wenig Gold gewonnen. Ein Theil von Lnpsa heißt Lnpsapatak; an
diesem vorbei gelangt man unterhalb von Mnnesel nach dem hübsch gebauten Offenburg
(Offenbänya), am rechten Aranyosnser, einem Dorfe, das einst eine berühmte Minenstadt
war. Die Goldgänge der einst ertragreichen Bergwerke sind verloren, werden aber jetzt
durch eine Gesellschaft wieder gesucht, die hier auch Pochwerke nach kalifornischem System
aufgestellt hat. Unterhalb von Offenburg gelangt man zwischen Bergstürzen und schluchtigen
Wasserrissen nach Also- und Felsö-Szolesva. Letzteres hat eine Merkwürdigkeit
auszuweisen, im Thale des vorbeifließenden Baches wird viel Eisenalaungranat gefunden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch