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der längst ausgestorbenen Familie Dobokai, die sie schon von Stephan V. erhalten
hatte. Ein schönes Thal führt von hier nach Magyar-Derzse (940 Einwohner)
hinauf, dessen Kirche aus Werkstücken erbaut ist und einst befestigt war. In der Nähe
treffen zwei Thäler zusammen und an diesem Punkte liegt Pänczel-Cseh, ein Ort mit
1370 Einwohnern und lebhaftem Verkehr, dessen alte gothische reformirte Kirche gleichfalls
mit einer steinernen Mauer befestigt war. Erwähuenswerth ist in der Gegend noch
Vajdahäza (1200 Einwohner), der Geburtsort Paul Nagys von Vajdahäza, eines der
Führer des Baucrnanfstandes von 1437; dann weiter oben gegen Norden Recze-
Kereßtur, einst Stammsitz des Geschlechtes Kereßturi.
Südlich von Deös, am rechten Ufer des kleinen Szamos, liegt an der Eisenbahn
auch Szamos-Üjvär, die zweite Stadt des Eomitats (6302 Einwohner). Die Burg ist
von Martinnzzi 1540 erbaut. Im Jahre 1603 besaß sie 74 Dörfer. Sie spielte zur Zeit
der Fürsten von Siebenbürgen eine für die Geschichte des Landes ziemlich wichtige
Rolle. Hier ließ Fürst Sigismnnd Bathory den der türkenfrenndlichen Partei angehörigen
Politiker Balthasar Bathory und den Kanzler Kovacsöczy erdrosseln. Im Verließ der
Bnrg schmachteten im XVII. Jahrhundert längere Zeit der Gründer der Sabbathianer-
Secte, Simon Pecsi, und Paul Beldi's Gemahlin. Georg Räköczy II. ließ 1655 die
Burg erweitern. Seit 1786 war sie Landesgefängniß, später staatliches Gefangenhaus.
Die größtenteils armenische Bevölkerung von Szamos-Üjvär treibt lebhaften Handel
der durch mehrere Geldinstitute und den Eisenbahnverkehr wesentlich gefördert wird.
Die Märkte sind stark besucht, denn die Bevölkerung eines weiten Umkreises deckt hier
ihre Bedürfnisse.
Im südwestlichen, dem Mezöftg zugehörigen Theile des Eomitats sind die bestbe-
völkerten Thäler die von Szek und Ezege, die vom Klausenbnrger Eomitat her in der
Richtung von Süd zu Nordwest ziehen und nahe bei Szamos-Üjvär zusammenstoßen. Im
Ezegeer Thale befindet sich das größte stehende Gewässer Siebenbürgens, der Ezegeer
oder Hödos-See (Biebersee), eine halbe Wegstunde lang, aber kaum über 300 Meter
breit. An seinem Ufer liegt die Ortschaft Ezege, Stammsitz der Grafen Wass mit dem
schönen Grafenschloß. Die Grafen Wass hatten große patriotische Verdienste und erhielten
von den ärpadischen Königen auch das südlich von Ezege gelegene Szent-Gothard,
nebst mehreren Ortschaften der Umgegend, als Donation. Nordwestlich von Ezege liegt
Esaßarin, mit trefflichem Wein, dann folgt Vafas-Szent-Jväny, wo die Familie
Kendy einst ein befestigtes Schloß und ihr Erbbegräbniß hatten, schließlich erreicht man
das nahe bei Szamos-Üjvär gelegene Dorf Mikola, einen berühmten und stark besuchten
Wallfahrtsort der Griechisch-Katholischen; die Einwohner treiben mit selbstgemalten
Heiligenbildern auf Leinwand und Glas und mit geweihten Kerzen Handel bis nach
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch