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An edlen Erzen scheinen die Gebirge nicht sehr reich zu sein; übrigens hat sie nvch
Niemand daraufhin durchforscht. Nur in den Rodnaer Alpen haben schon die Römer
Bergbau betrieben nnd von einigen ihrer verlassenen Gruben sind noch Spureu vorhanden.
Auch jetzt sind blos die ärarischen Gruben von Alt-Rodna in Betrieb, in denen haupt-
sächlich Blei, neben wenig Silber und Gold, gefunden wird.
Unter den Einwohnern sind die zahlreichsten die Rumänen, dann die Sachsen,
endlich die Magyaren. Die Rumänen wohnen in dichteren Massen im Szamos- und
Sajöthale und den hier mündenden Bächen entlang, die Sachsen gleichfalls in Masse
in der Stadt Bistritz nebst Umgebung und in der südwestlichen Ecke des Comitats. Die
Magyaren find im ganzen Comitate zerstreut und leben in größerer Zahl nur in Bistritz,
Magyar-Nemegye, Söfalva, Tacs, Zselyk und Nagy-Sajö. Die Bewohner in der
Zeit vor der Völkerwanderung sind spurlos verschwunden; nur die Römerherrschaft
hat in den Alt-Rodnaer Bergwerken und zu Värhely einige Denkmäler hinterlassen.
Nach den Römern war die Gegend vermuthlich eine gute Weile blos Durchzugsheimat
von Stämmen, die als Hirten und Krieger lebten, denn nirgends finden sich Zeichen
einer für die Dauer angelegten Niederlassung. Wann die jetzigen Bewohner hier
seßhaft wurden, darüber fehlt es an sicheren Daten. Einzelne Geschichtschreiber halten
es für wahrscheinlich, daß die deutschen Ansiedlnngen im Szamos- und Bistritzthale
noch aus der Zeit vor Geza II. stammen und daß ihr Gedeihen unsere Könige veranlaßte,
die Colonisiruug fortzusetzen. Die Rumänen dürften erst lange nach den Deutschen
eingewandert sein. Unter den Gemeinden im Borgöthal und längs des Szamos gibt
es auch mehrere von russischem Ursprung, doch sind diese im Laufe der Zeit völlig
romanisirt worden.
Erst in neuester Zeit fangen die Magyaren an, im Comitate Boden zu gewinnen;
es fällt dies so ziemlich mit der verfassungsmäßigen Aera zusammen. Bis 1848 besaßen
nämlich die sächsischen Städte und Gauen das Privileg, daß in ihrem Gebiete kein nicht
ihrer Nationalität Angehöriger unbewegliches Gut erwerben durfte; in der Militärgrenze
aber konnten der Natur der Organisation entsprechend nur Rumänen wohnen. Aus älteren
Zeiten finden sich Spuren zahlreicherer und ständiger Niederlassung von Magyaren blos
zu Alt-Rodna unter den Bergleuten, dann in Zselyk, Tacs und Neudorf (Felsö-Szäß-
Ujfalu) und an letzterem Orte sind auch sie bereits mit den Sachsen verschmolzen. Die
übrigen Gemeinden, in denen noch Magyaren in größerer oder geringerer Zahl wohnen,
wurden bei der Arrondirung der Comitate (1876) ans den gewesenen Eomitaten Doboka
und Jnner-Szolnok zu dem jetzigen Comitate Bistritz-Naßöd geschlagen. Gegenwärtig
beginnen magyarische Gewerbetreibende sich in den größeren Gemeinden des Comitates
niederzulassen und das magyarische Element gewinnt langsam Boden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch