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oftmitGold oderSilberdurchwirkteKatrincza. DasHaar schmücken sie gern mit Blumen, den
Hals mit Perlen oder Denkmünzen. Ältere Frauen tragen das Lederwamms von dunklerer
Farbe, den Kozsök. Die Stiefel sind schwarz, seltener roth, viele aber tragen schon Schuhe.
Obwohl es verhältnismäßig wenig Fruchtboden gibt, lebt die Bevölkerung doch
ziemlich gut und erfreut sich einer geregelten Ernährung. Die sächsischen Ortschaften
machen mit ihren gut in Stand gehaltenen Gassen und hohen ziegelgedeckten Häusern einen
städtischen Eindruck. Der Eingang in die Häuser befindet sich in dem Hausgang, den man
von der Straße aus betritt; von da aus öffueu sich Thüren rechts und links nach dem
Wohn- und Paradezimmer. Auch das letztere ist bei jedem sächsischen Hause obligat; es
enthält den besten Hansrath der Familie: die oft werthvollen, schön geschnitzten und
bemalten Holzmöbel, Truhen, Schränke, die gleichfalls kunstvoll geschnitzten Leg- und
Tragbretter mit alten Zinntellern, Kannen und Thongefäßen, die prächtig ausgenähten
Polsterköpfe, Tücher n. f. w. Die Rumänen bauen ihre Häuser gern mehr zerstreut und
nicht geuau in der Häuserzeile, sondern etwas einwärts; die Hausthür öffnet sich nie auf
die Gasse, sondern in den Hofraum. In alter Zeit hatten sie hohe Strohdächer. Unter den
Gassenfenstern prangt ein Blumengärtchen mit Malven, Klatschrosen, Frauenmünze und
anderen altmodischen Blumen. Das rumänische Bauernhaus ist meist ein Holzbau. Vom
Hof gelaugt man in den Flur und von da in das „vordere", nach der Gasse gehende und
das „Hintere", nach dem Hof gelegene Zimmer. Die Zimmer sind nicht gedielt und niedrig,
aber recht freundlich. Die Möblirnng ist ärmlich und unbequem, doch findet man auch
hier auf den einfach gefügten Schüsselbrettern und den hochgethürmten Betten nicht selten
werthvolles altes Geschirr und sehr schöne Ausnäharbeiten.
Der Sachse lebt sparsam und mäßig. Er ißt täglich gekochte Speise und auf seinem
Tische fehlt selten der selbstgekelterte Wein. Die Hauptnahrung des Rumänen besteht aus
Maisbrod, „Pulißka" (einer Art Polenta), Milch und Topfen. Fleisch kommt seltener
vor und das Getränk ist Branntwein, jetzt auch schon Bier.
Die Bevölkerung treibt zumeist Ackerbau und Viehzucht. Handel und Gewerbe sind
nur in Bistritz nennenswerth, wo Lederindustrie und Hutmacherei auch jetzt ins Gewicht
fallen. Die übrigen Gewerbezweige sind wohl regsam genug, haben aber nicht mehr den
ausgedehnten Bezirk, wie früher, als ihr Markt bis ans Schwarze Meer reichte. Nenerdings
hat die Holzindustrie einen Aufschwung genommen und es gibt sechs Sägemühlen.
Außerdem zählt das Eomitat eine Hutfabrik, zwei Bierbrauereien und einige Spritfabriken.
Wie schon erwähnt, ist über die Urgeschichte des Eomitats weder in Urkunden, noch
in Überlieferungen Aufschluss zu finden; man weiß nicht einmal, wer hier gesessen, als die
Magyaren bei der Landnahme eindrangen. Sicher ist nur, daß in Alt-Rodna und Bistritz
schon zu Anfang des XIII. Jahrhunderts blühende deutsche Colouieu unabhängig von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch