Seite - 258 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
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schleier taucht das Auge in tiefe Thäler hinab, aus deren Schoße kleine Flüsse zwischen
verstreuten Dörfern einzelne Blitze heraufsenden. Von dieser Hauptstraße zweigt bei
Borgö-Pruud ein Seitenweg ab, der ostwärts nach Borgö-Bistritz (2700 Einwohner)
und seiner Sägemühle führt; ein zweiter beginnt bei Aldorf und läuft gegen Norden
nach Pintäk und dem in seiner Gemarkung hübsch gelegenen Salzbade.
Die Stammbewohner des Borgöer Thales sind Rumänen, die nur wenig cultur-
fähiges Land besitzen und daher lieber Viehzucht treiben. In einzelnen Gemeinden trieben
sie auch Holzschnitzerei und Töpferei; vor wenigen Jahrzehnten waren die schwarzen
Borgöer Töpfe und Pfeifen noch sehr gesucht. Seither haben sie die Töpferei fast ganz
an den Nagel gehängt. Bis zur Eröffnung der Eisenbahnlinie Bistritz-Borgö brachte
ihnen auch das Frachtgeschäft ein schönes Stück Geld; damit ist es nun ebenfalls aus.
In manchen Gemeinden verfertigt das Volk sehr schöne Stickereien.
Östlich von Jäd führt eine Seitenstraße nach Aßü-Bist ritz (900 Einwohner)
nnd dem wildromantisch am Fuße der Duka-Alpe gelegenen Kusma (700 Einwohner),
wo die Familie Nechay ein schönes Schloß mit Park hat. Auch der Weg aus der oberen
Vorstadt von Bistritz über die Rnba-Brücke theilt sich und geht einerseits nach Vinda,
anderseits über die Wasserscheide nach dem obstberühmten Senndors (Zsolna,
600 Einwohner).
Südwestlich von Senndors liegen im fruchtbaren Thale des Bndak die sächsischen
Ortschaften Deutsch-Budak (Szäsz-Budak) und Minarken (Malomärka). Von
Deutsch-Budak wendet sich die Straße wieder südwärts, über das einst von vielen wohl-
habenden ungarischen Adelsfamilien bewohnte, jetzt ganz rumänische Bndis (Kis-Budak)
und über die Magura in das Sajöthal. Die Magnra war noch vor nicht langer Zeit mit
großen Eichenwäldern bedeckt, jetzt sind sie völlig ausgerottet. Wo sie standen, dehnt sich jetzt
eine schöne, sanft abgedachte, vielfach von Bächen durchschnittene Hochfläche, die im
Jahre 1891 als Manöverterrain gedient hat. Von der Magura steigt mau direct nach
dem im Sajöthal gelegenen Groß-Schogen (Nagy-Sajö) hinab, das einst den
Freiherren Kemöny gehörte und in den Besitz der Grafen Teleki übergegangen ist. Das
alte Kemeny'fche Schloß auf dem Hügel über dem Sajö ist jetzt Eigenthum des Staates
und dient als Schulgebäude. Groß-Schogen ist die größte Gemeinde des Thales. Es
liegt sehr schön, nahe bei den sanft ansteigenden Schogener Alpen und der Pojana Tonn.
Die Bewohner (1750) sind Magyaren, Sachsen und Rumänen. Der Boden ist fruchtbar,
das Klima sehr angenehm. Westlich davon liegt im Sajöthale die Ortschaft Adelsdorf
(Bilak), wo eine Herrschaft der Freiherren von Bors jetzt vom Ärar gepachtet und als
Fohlengestüt benützt ist. Im dortigen Schlosse verbrachte der ungarische Romandichter
Baron Nikolaus Jösika einen Theil seiner Kindheit uud da befruchtete sich, wie er in den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch