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(900 Einwohner) hinaus in diesem ungeheuren Gebirgsbezirk des Comitats kein bewohnter
Ort mehr vorkommt, sondern das Reich der Alpen, Felsen und Urwälder beginnt. In dem
milderen und besser bevölkerten Szälvathal ist Telcs die größte und wohlhabendste
Gemeinde (3100 Einwohner), mit Sägemühlen in der Nähe. Im Szälvathale hat sich,
seit der Vollendung der Straße über Romuli nach Szacsal, ein sehr lebhafter Verkehr nach
dem Nachbarcomitat Märamaros entwickelt.
Von Naßöd aufwärts zieht die Straße im Szamosthale über Nepoß (1200 Ein-
wohner) bis Földra (über 2100 Einwohner) in östlicher, von da bis Kis-Jlva
(1200 Einwohner) in nordöstlicher Richtung. Hier trifft das Szamosthal mit dem engen
Jlvathal zusammen, in dem die Ortschaften Szent-Jözsef, Magura und das wegen
seiner Pferde berühmte Kis-J lva (1200 Einwohner) liegen. Von hier gelangt man zu
Fuße oder zu Pferde über das Gebirge nach dem Alpendorfe Kosna, der letzten uugar-
ländifchen Gemeinde an der Grenze der Bukowina. Ostlich von Kis-Jlva liegt im Thälchen
des Lesbaches die Gemeinde Les, deren Häuser sich auf den Nordabhang des Heuyul-
gebirges stützen; unter den Einwohnern (1300) hat sich die Überlieferung erhalten, daß
man dort noch zu Beginn des XIX. Jahrhunderts Auerochsen gesehen habe.
Von Kis-Jlva weiter längs des Szamos gelangt man über den besuchten Badeort
Oläh-Szent-György, Majer (2500 Einwohner) und das reizend gelegene, dem
Grafen Bethlen gehörige Bad Dombhät nach Alt-Rodna (Ö-Radna). Der Ort war
einst eine große Stadt und soll nach der Überlieferung schon während des Tataren-
einfalles 40.000 Einwohner gehabt haben; jetzt macht er einen dörflichen Eindruck und
hat 3700 Einwohner, meist rumänische Bauern und Bergmannsfamilieu, nur wenige
Magyaren. Dennoch läßt ein Gang durch die Gassen und über den Markt erkennen, daß
hier einst eine entwickelte Cnltur geherrscht hat. Fast jedes Haus am Markte hat seinen
eigenen unterirdischen Gang, denn vor mehr als siebenhundert Jahren war die zur
Vertheidigung eingerichtete Stadt kreuz und quer von einem ganzen Netz unterirdischer
Gänge durchzogen, deren Überreste, sowie die Kirchenruine im Hofe des jetzigen griechisch-
katholischen Pfarrhauses, von einer bedeutenden Vergangenheit berichten.
Den Untergang der alten Stadt erzählt der Chronist wie folgt: Ein wilder Trupp
Tataren unter dem Häuptling Kadan fiel von Norden her in Siebenbürgen ein. Drei
Tage dauerte es, bis sie durch den Rodnaer Paß dringen und in die Gegend von Rodna
gelangen konnten. Dort stand damals eine deutsche Stadt (Rodenau) mit reichen Bewohnern,
die Bergbau trieben. Sobald sie Kunde vom Feinde erlangt hatten, rückten sie ihm unter
der Führung des Grafen Ariscald entgegen, um ihn aufzuhalten und zurückzuwerfen. Als
die Mongolen das gut bewaffnete Volk sahen, traten sie einen scheinbaren Rückzug an. Da
kehrten die Bewohner von Rodna jubelnd in ihre Mauern zurück, legten die Waffen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch