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sie. Die Frau nennt den Mann ihren „Herrn" und redet ihn mit ,ki^ä" (keAxelmeä,
Euer Gnaden) an. Die Jüngeren sagen zu den Älteren immer .Ich'eck", und selbst unter
Geschwistern sagt der Jüngere zu dem Älteren „maxa", eine Nuance von „Sie". Das
Kind nennt die Eltern uram" (Herr Vater), »ecj's apain" (lieber Vater),
„unzsäm as20N5« (Frau Mutter) oder ,eä'Z (liebe Mutter).
Die stete gegenseitige Hilfsbereitschaft ist ein sympathischer Zug im Volksleben der
Szekler. Ein schönes Beispiel dafür ist die Diese besteht darin, daß im Falle
dringender Arbeit alle Bewohner einer Gasse oder auch des ganzen Dorfes zu Hilfe
gerufen werden. Da dies gegenseitig ist, wird sich Niemand der Pflicht entziehen. Der
Hilfesuchende bietet den ,I<Ääka«-Leuteu während der Arbeit blos Brod und Branntwein
an, nach gethaner Arbeit jedoch folgt das Gelage und meist auch das Tänzchen. Zur
Schnittzeit wird zur .Xaläka" auch aufgespielt. Ein schöner Beweis gegenseitiger Theilnahme
ist ferner die .racZina« oder „pasxita", d. i. die Sitte, der Wöchnerin so viel treffliche
Speisen ins Haus zu bringen, daß sie für ein Hochzeitsmahl reichen würden. Auch die
Taufe wird mit einem Gastmahl gefeiert. Die Tanfpathen nennen einander zeitlebens
.komämuram" und ,k0inüma8sx<zn^ (Herr Gevatter, Frau Gevatterin), was als
besonders betonte Liebe und Freundschaft gilt. Nach dem Begräbnis von Erwachsenen
kommt gleichfalls ein Mahl, ,tc>ic>^äs". Bei allen diesen Gelegenheiten gibt es Trinksprüche.
Hat man dazu keine specielle Veranlassung, so muß es zum mindesten heißen: „Gebe Gott
Krast, Gesundheit uud Frieden!" Die liebste Unterhaltung der Jugend ist der Sonntags -
tanz und au Winterabenden die Spinn- oder Rockenstube. Nirgends kommt der
Szeklerhumor so in Schwung, nirgends sprüht der Szeklerwitz so lustige Fuukeu.
Zu den Lustbarkeiten der Jugend gehören anch die Osterbegießnngen. Am
Ostermontagsmorgen Pflegen die Burschen, den sanfteren Sitten der Zeit Rechnung
tragend, die Mädchen aus einem Fläschchen mit Rosenwasser zu besprengen, wofür sie
rothe Eier bescheert bekomme». Es kommt aber auch die alte, etwas energischere Form
der Beziehung vor, ja es trifft sich, daß die Burschen die Mädel zum Brunnen schleppen
und bis auf den letzten Faden durchnässen. „Damit sie frisch und gesuud sind!"
Das halbwüchsige Volk ergötzt sich im Sommer mit Sonntagsspielen, wie „Katz'
und Mans", Ballspiel, Schaukel, Hutsche, Ri'ngwersen, Teufelsrad, „Wolf und Lamm".
Das interessanteste und schönste gesellige Fest ist die Hochzeit. Mitwirkende sind
außer Bräutigam, Braut uud den Freudeneltern der Brautführer, die Brautführerin, der
Hochzeitsbitter uud die Krauzeljuugferu. Die Hauptmomente sind: Werbung, Verlobung,
Trauung, der Hochzeitszug (wobei ein Viergespann von Ochsen unter Musikklängen die
Brautausstattung bringt), das Haarbinden, Gastmahl und Tanz und nach einigen Tagen
der Besuch bei der jungen Frau.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch