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bauen. Die formelle Erlaubniß zum Bau der Beste wurde vom Fürsten Boeskay 1605
ertheilt. Der Burgbau trug viel dazu bei, daß Szekely-Väsärhely sich zu einer ansehn-
licheren Stadt entwickelte. Schon seiner Lage zufolge mnßte es sich naturgemäß zu einem
Hauptplatze answachsen, denn insbesondere gravitirte die Kornkammer Siebenbürgens,
das Mezösig, dessen größere Thäler in diese Gegend münden, mit seiner ganzen östlichen
Hälfte nach dieser Stadt. Zur königlichen Freistadt unter dem Namen Maros -
Väsarhely wurde es durch eine Urkunde des Fürsten Gabriel Bethlen vom Jahre 161k
erhoben, wobei es sein altes Wappen behielt: in blauem Felde einen geharnischten Arm,
der ein gerades Schwert mit aufgespießtem Bärenkopf und Herzen hält.
Daß es schon vorher ein ansehnlicher Marktflecken war, geht aus Urkunde» der
Zeit Ludwigs des Großen hervor, in denen es „^orum 3icu!c»rum" und einmal „^ekel-
VVasarkel" heißt. Als Stadt erhielt es seinen ersten Freibrief von König Matthias.
Bezeichnender aber für seine Wichtigkeit in alter Zeit ist der Umstand, daß zur Zeit der
nationalen Könige die Szekler hier die sogenannte „Ochsensteuer" zusammentrieben und
daß hier das „Brennen" (Stempeln) der als Steuer eingelieferten Ochsen stattfand.
Zu größerer Geltung gelangte die Stadt wohl im XIV. Jahrhundert und aus
dieser Zeit dürfte die große, jetzt reformirte Kirche in der Burg stammen. Sie ist das
älteste Gebäude der Stadt. Ursprünglich hatte sie drei Schiffe, deren Pfeiler jedoch
Ende des XVIII. Jahrhunderts abgeräumt wurden, um einer flache« Decke Platz zu
machen, welche die drei Schiffe vereinigt. Neben der Kirche stand ein Schloß und die
städtische Schule, die „partieula", deren Gebäude vorher als Franziskanerkloster gedient
hatte. Die Burg mit der Kirche und den ihr angebauten Objecten war durch zwei
Basteien und hohe Ringmauern geschützt. Der Jnnenraum der Beste umfaßt über sechs
Catastraljoch.
Mit Ausnahme dieses Bancomplexes stammten selbst die ältesten Gebäude der
Stadt nur aus dem XVIII. Jahrhundert. So die zweithürmige römisch-katholische Kirche
am Hauptplatze, die zweite sogenannte kleine Kirche der Resormirten und das Minoriten-
kloster nebst Kirche.
Dieser Kirche gegenüber steht das alte Colleginm der Resormirten. Seine jetzigen
Gebäude wurden meist in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts an der Stelle der
früheren erbaut. Die Schule kam durch die Räköczy in die Höhe und hatte nach dem Tode
Georg Räköczys ein trauriges Los. Seine Witwe, Sophie Bäthory, wurde wieder
katholisch, und zwar sammt ihrem Sohne Franz Räköczy I. Gar bald wurden die Studen-
ten mit Waffengewalt aus der Schule vertrieben, ein Theil derselben wanderte unter der
Führung der früheren Särospataker Professoren Michael Bnzink nnd Johann Pösahazy
aus und ließ sich dann aus Einladung des Fürsten Michael Apaffy I. zu Karlsburg
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch