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Unterhalb von Sövarad liegt Kibed, eine der bestbevölkerten Sziklergemeinden
des Maros-Tordaer Comitats. Es hat sehr bedeutende Obstzucht, wie überhaupt
das Kokelthal und seine Seitenthäler. Von Kib6d stammt die Familie Peterfi,
die reich war an hervorragenden Geistlichen und Professoren; hier wurde auch
Dr. Stephan Mätyns geboren, der um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts ein
Werk: „Diätetika" schrieb. Unterhalb liegt Maksalva, wo die Familie Dösa
herstammt; ihr gehörte Alexius Dösa, der Verfasser der »LräelMvni
(die Rechtswissenschaft in Siebenbürgen), an. Hier befindet sich auch die bereits erwähnte
Wesselenyi-Schule.
Weiter unten gelangt man über drei kleinere Sziklerdörser nach Erdö-Szen t -
György. Es war einst Besitzthnm der Grafen Rhidei. Auf einer kleinen Fläche über
dem Kokelfluß stand ein altes Schloß, das seine Besitzerin, Gräfin Sigismuud Rhedei, geb.
Katharina Wesselenyi, im Jahre 1760 umgestalten ließ. An die Stelle des alten Schlosses
trat später ein Herrensitz neuerer Art. Als dieser Zweig der Familie Rhedei mit Claudia
Rhedei, einer verehelichten Herzogin von Württemberg ausstarb, gelangte die Herrschaft
an den Herzog von Teck, weiland Schwiegervater des jetzigen englischen Thronfolgers.
In neuester Zeit wurde sie wieder verkauft. Am Kokelfluß hat das Maros-Tordaer
Comitat dann noch drei Ortschaften: Havadtö, Gyulakuta und Kelementelke,
meist von reformirten Sziklern bewohnt. Ihre Gemarkungen sind, wie die Nachbar-
schaft, weniger fruchtbar, doch vermag der Fleiß auch den öden Bergabhängen etwas
abzugewinnen. Die Obstzucht ist hochentwickelt und wetteifert mit der des benachbarten
kleinen Nyarädthales.
Ju der Hügelkette, die als Wasserscheide zwischen den: kleinen Kokel, Nyaräd und
Maros dient, fallen einige Hügel auf, die das Volk „Türkenburg" (törülcväi-) und
„Burgberg" (vmlie^) nennt, obgleich sie keine Spur einer Burg ausweisen. In derselben
Gegend, von dem kleinen Kokel bis zur Marosebeue, kommt auch das Bestimmungswort
,tatär" in den Namen der Feldraine, Hügel, Hattkrttheile häufig vor. So findet sich in
der Gemarkung von Maros-Väsarhely ein 1 -Mrvk s/iMäsa (Tatarenquartier), bei
Szovata ein l'AtÄrtiÄxü (Tatarenpaß), über Jobbägytelke ein "I'atärkon>ka (Tataren-
küche), bei Kaal ein latärok Kuha (Tatarenbrnnnen). Und an einzelne Punkte knüpfen
sich Sagen, die von Verheerungen der Tataren berichten und zu dem Schlüsse führen, daß
in dieser Gegend die Erinnerung an die alten Verheerungszüge der Mongolen sich im
Gedächtnisse des Volkes mit der der späteren Tatareneinfälle verschmolzen habe, die sich
bis zum Beginn des XVIII. Jahrhunderts mehrmals wiederholten und in erster Reihe
dieses Gebiet betrafen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch