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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Seite - 322 -
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322 Gyergyö-Ujfalu liegen. Hier beginnt die Welt der Flöße. Eine kleine Viertelstunde noch und man ist in Gyergyö-Szcut-Miklös, dem Hauptort der Gyergyö, einer am Fnße der Gyergyöer Alpen gelegenen Großgemeinde, zugleich Bezirkssitz, mit 6100 Einwohnern. Man glaubt eine Stadt vor sich zu haben, so stattlich stehen die schönen Kirchen da, darunter die katholische mit dem 1498 erbauten Thurm, und die 1830 erbaute armenische mit ihrer basteieubesetzteu Mauer, und nicht minder die öffentlichen und Privatgebäude, die breiten Gassen, die schönen großen Gärten, der weitgedehnte, lebenwimmelnde Markt platz. Die Hauptstraße durchfließt in gepflastertem Bette der Bekenybach. Die Bevölkerung treibt Viehzucht und Ackerbau, als Hausgewerbe Töpferei. Der Handel ist fast ganz in den Händen der Armenier. Vier Stunden von hier liegt, 995 Meter über dem Meere, der wundervolle Gyilkossee. Er ist etwa 600 Meter lang, dabei schmal, stellenweise 200 Meter breit. Sein Wasser ist krystallklar und an einzelnen Stellen 30 bis 40 Meter tief. Die Lage ist entzückend. Östlich steht der Gyilkoshavas im dunklen Tannengrün, nördlich das ungeheure rothschimmerude Felsenmassiv des Nagy-Czojärd; südlich erhebt der Nagy-Hagymäs sein Felshaupt. Vor kaum einem halben Jahrhundert prangte an der Stelle, wo jetzt der schöne See blitzt, eine frische Alpenmatte, auf deren sammtenem Rasenteppich sich der Likasbach und der von Süden herabbrausende Gyilkosbach vereinigten. Da, im Jahre 1837, erbebte eines Tages der Berg, und wo das Thal am engsten ist, stürzten die Felsen der Berg- flanken nieder und vermauerten dem enteilenden Bache den Weg. Wasserreich, wie er ist, überflnthete er das Thal und alsbald wogte ein beträchtlicher See, wo kurz vorher noch Baum und Gras und bunte Blumen wuchsen. Als das Thal ausgefüllt war, strömte das Wasser über den Felsdamm weg und eilte in beschleunigtem Tempo auf seinem unterbrochenen Wege weiter, durch das Labyrinth des Bekäspasses. So entstand der Gyilkossee. Aus dem Wasserspiegel ragen noch jetzt die Wipfel ersäufter Rieseutauueu hervor, entlaubt, geschält und wettergebleicht. Der schmale Weg, den sich der Bekasbach durch das zwischen Ungarn und der Moldau aufgethürmte Felseugebirge gebahnthat, ist der wildromantische Bekäspaß. Die Straße darin führt theils im Bette des Baches, theils nebenher. Das Bekäser Zollamt befindet sich auf dem sogenannten Almässelde, wo der Zsedaubach in den Bekäsbach fällt. Er kommt aus einem wunderschönen Seitenthale, einem der vielen, die ins Bekästhal münden. Die Zsedäuschlucht ist oft so schmal, dass man mit ausgestreckten Armen beide Wände berührt; diese aber sind so steil und hoch (50 Meter), daß sie den Himmel ver- decken. Längs der fast ungangbaren Schlucht ist zur Verwerthung des allgegenwärtigen Fichtenhochwaldes, ein hängenderKanal gezogen, durch den das Holz leicht nach Rumänien geschafft wird. Der Kanal läuft hoch über dem tosenden Bach hin und die fertigen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Band 23
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (7)
Band
23
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.13 x 23.25 cm
Seiten
622
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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