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Musikpavillon. Das trefflich manipulirte Wasser des Hauptbrunnens wird in 3Vs Mil-
lionen Flaschen jährlich bis nach Constantinopel versandt, ein glänzendes Geschäft. Die
hübschen Villen, großstädtischen Hotels, stilvollen Badehäuser, elegant umfriedeten
Quellen, das Ballhaus mit seinen Lese-, Billard-, Clavier-, Spielsälen n. s. w. liegen
durch das Thal hin verstreut. In den Fabriken der Anlage wird alles für die Verwendung
nöthige, wie Kisten, Strohgewinde, Flaschen n. s. w. verfertigt, auch die Etiketten gedruckt.
Die eigene Glasfabrik erzeugt die Flaschen, was etwa 200 Familien ernährt. Das
Borßeker Bade- und Mineralwassergeschäft gibt schon heute 1000 Menschen ihr Brod und
deckt die Culturkosten von zwei großen Szeklergemeinden, Ditro und Szärhegy. Nahe dem
Hauptbrunnen ist das alte und neue Lobogö-Bad. Sie haben eine gemeinsame Einfassung
und drei ungedeckte Spiegelbäder, die der überreich aufsprudelnden Kohlensäure den Abzug
offen lassen. Die beiden Lobogöquelleu sind riesige, bis zum Überfließen gefüllte Bassins
mit krystallklarein, brodelndem, wallendem kohlendioxydgesättigtem Mineralwasser von
8 7—9 1 Grad Celsius. Solches Badewasser gibt es sonst nirgends. Außerdem hat das
Badegebiet noch eine ganze Menge vorzüglicher Trinkquellen auszuweisen. Die Lage von
Borßek macht es zu einem klimatischen Cnrort, aber auch zur Sommerfrische. Die Luft
ist staubfrei, mild und labend. Die Spazierwege im Fichtenwald sind wohlgepflegt,
schattig und über 10 Kilometer lang. Das Klima ist subalpin, der Durchschnitt der
Temperatur im Juli 15 7, im August 14 9 Grad Celsius.
Nah und fern locken zahlreiche Ausflugsorte. Der westliche Gipfel des Kerekßek
ist der beliebteste. Dieser Berg besteht ganz aus Kalktuff, dem Produkt älterer Mineral-
quellen, deren Ergiebigkeit die der jetzigen übertraf. Der interessante westliche Gipfel ist
ein System wildzerrissener, durchlöcherter, ausgebohrter Felsgruppen, tief eingeschnittener
Gänge, Höhlen, Hallen, Grotten, die durch gewaltige Säulen gestützt oder mit Obelisken
und befranstem Kalkgestein geschmückt sind. Der Kalktuff ist ein vorzügliches Baumaterial,
es werden daraus bis zu 3 Meter lange Platten geschnitten. Die besuchtesten Höhlen sind
die Bärenhöhlen uud unfern von diesen die Eishöhlen. Auf dem Waldwege nach
Hollö ist ein eigenthümliches Echo; wer den Ton gibt, hört den Widerhall nicht, wohl
aber hört ihn eine etliche Schritte von ihm entfernte Person, und zwar drei- bis vierfach
verstärkt. Den Horizont begrenzen im Osten die ungeheuere Felsmasse des Komärnyik
und der malerische Esalhö, dieser Bergriese der Moldau, im Norden die gewaltige
Alpenkette des Kelemen-H avas , im Westen die Görgenyer Alpen. Von den entlegeneren
Ausflugspunkten sind Belbor und die Kelemen-Alpe die besuchtesten.
Der Tölgyeser P a ß ist einer der schönsten Grenzpässe Ungarns. Der Weg dahin
führt durch die schönen Thäler des Borbaches und Bistritzbaches. Wo sich das Bistritzthal
erweitert, liegen die Häuser des rumänische» Dorfes Hollö zerstreut. Eine Brücke trennt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch