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jenseits mit dem mitteltonigen ö; diesseits sagt man noch is (auch), jenseits es. Dieses
Wörtchen ist das richtige Schiboleth, an dem man — von den Kleidern abgesehen —
erkennt, wer diesseits und wer jenseits des Rikawaldes wohnt. Wenn einmal, und zwar
bald, der Unterschied der Tracht verschwunden ist, wird die Mundart das einzige Kenn-
zeichen sein.
Das jetzige Udvarhelyer Comitat umfaßt 3417 68 Quadratkilometer. Der diesseits
des Rikawaldes gelegene Theil wird durch den Großen Kokelfluß (Nagy-Küküllö)
der im nordöstlichen Theil des Comitats entspringt, in zwei fast gleiche Hälften getheilt.
Das schmale Flußthal verbreitert sich blos zwischen Bögöz und Döesfalva zu einem vier
Quadratkilometer großen Felde; dies ist jenes Agyagfalvaer Feld. Südlich vom großen
Kokelflnß wird das Comitat parallel von noch zwei Flüßchen, dem Kleinen und Großen
Homoröd durchströmt. Beide entspringen auf der Hargita. In der Nähe des Großen
Kokel, auf der Rutuahöhe, entspringt die Kleine Kokel, die anfangs Nagyäg heißt und nur
von Parajd ab, wo sie den Korondbach aufnimmt, Kleine Kokel heißt. Sie bildet stellen-
weise die Grenze zwischen Udvarhely und Maros-Torda. Jenseits des Rikawaldes siud
die Bäche Vargyas und Kormos-Läugos zu erwähnen; auch sie entspringen dem
Schooße der alten Hargita.
Dieses mächtige Gebirge beherrscht nebst seinen Ausläufern den Norden und Osten
des Comitats, und hier entspringen die größeren Gewässer. Waldige und unbewaldete
Gebirge, Hochebenen, weitgedehnte Hutweiden und Mähwiesen wechseln ab; desto seltener
ist das Ackerland, das sich in die Engthäler und an die sanfteren Bergabhänge zurückzieht,
in dünner Schichte auf kiesigem Thon aufliegend, so daß nur durch schwere, sorgsame
Arbeit einiges Erträgniß zu erzielen ist. Während in der Nord- und Ostgegend der Trachyt
vorherrscht, hat schon das untere Thal der Großen Kokel, dann das Hügelland im Westen
und Nordwesten, die Gegend jenseits des Rikawaldes und der einstige Bardoczer Stuhl
einen thonig-sandigen Boden, der im Allgemeinen ziemlich ergiebig ist.
Boden und Klima ungünstig, der Winter lang nnd streng, Frühjahr und Sommer
kurz — all das ist dem Ackerbau feindlich, und doch ist dieser ein Hauptbetrieb der
Bevölkerung. Noch mehr freilich die Viehzucht, die günstigere Bedingungen findet. In den
meisten Gegenden ist nicht nur der Boden mager, sondern auch die von den Bergen nieder-
brausenden Ströme von Regenwasser erschweren die Feldarbeit und vernichten oft noch
den kärgliche» Ertrag der Arbeit. Von über 500.000 Katastraljoch sind 125.000 Joch
Acker, 194.000 Wald, 70.000 Weide. Wald und Weide sind der eigentliche Reichthum des
Volkes. Manche Gemeinde hat einen ungeheueren Waldbesitz; zum Beispiel Erked, Koroud,
Lövete, Szentegyhazas-Olähfalu, Parajd, Vargyas, Alfö-Söfälva uud Homoröd-Almäs
zwischen 4000 und 8000 Joch, Oroßhegy 12.000, Füle 16.000, Zetelaka 21.000. Da
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch