Seite - 349 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Bild der Seite - 349 -
Text der Seite - 349 -
349
Die Szekler-Primoren bekämpften die städtische Ausgestaltung vou Szent-György,
um es als dörfliche Sziklergemeinde unter ihre Gewalt bringen zu können. In den
endgiltigen und ziemlich ungestörten Gennß seines Stadtrechtes gelangte es durch Johann
Sigismnnds Diplom vom 5. Juli 1564. Doch machte es bis nach 1848 sehr langsame
Fortschritte. Eine richtige Stadt ist es erst seit der Wiederherstellung der Verfassung (1867).
Die Bevölkerung hat sich verdoppelt, die Classe der Intelligenz ist gewachsen, Handel
nnd Gewerbe gedeihen.
Unter den Gebäuden ist die alterthümliche Kirche der Reformirten hervorzuheben,
deren gothische Fenster und ein im Chor noch erhaltenes gothisches Netzgewölbe bekunden,
daß sie aus dem XIV. oder XV. Jahrhundert stammt. Die übrigen Gebäude der Stadt,
meist um den weiten Hauptplatz gruppirt, sind jünger. Den Hauptplatz schmückt eine mächtige
Granitpyramide zum Gedächtniß der in den Kämpfen von 1848/49 gefallenen Honveds.
An der Nordseite des Hauptplatzes erhebt sich terrassenartig eine doppelte Allee-
Promenade, hinter der man das 1832 erbaute Comitatshaus erblickt. Gleich dabei steht
das Franz Josephs-Spital nnd etwas unterhalb das hübsche stockhohe Waisenhaus. In der
Zeile gegenüber fällt das schöne zweistöckige Ober-Gymnasium der Reformirten auf, das
nach seinem Hanptmäcen, dem Grafen Heinrich Mikö, Miko-Colleginm heißt. Es enthält
auch das durch Frau Johann Cserey gegründete Szekler National-Museum. Zn den
hervorragendsten Gebäuden gehören noch die vor einigen Jahren errichtete Tabakfabrik
und deren Zinshaus, dann das Stadthaus und das an der Ostseite des Hauptplatzes
befindliche Bazargebäude.
Beachtenswerth ist auch die Weberei der „Ersten Szekler Weberei-Actiengescll-
schaft", die mit Webstühlen neuesten Systems arbeitet und zugleich als Lehrwerkstätte für
das Comitat dient. Ihr Fabrikat besteht zum Theil aus Original-Artikeln der Szekler
und Csängös, die so hübsch und dauerhaft sind, daß sie auch im Auslande Absatz finden.
Der Verkehr der Stadt hebt sich immer mehr, namentlich seit Eröffnung der Csiker
Eisenbahn. Das gesellschaftliche Leben ist sehr rege. Die Comitatsverwaltnng und
zahlreiche Staatsämter haben hier ihren Sitz, auch gibt es mehrere wohlthätige und
cnltnrelle Vereine.
In einem nahen, der Stadt gehörigen Buchenwalde liegt die Badeanlage „Sngas",
mit vier eisen- und kohlensänrehältigen Quellen. Außerdem ist da eine sehr merkwürdige
Höhle, Gözlö genannt, die natürliche Kohlensäure entwickelt. Ueber der Höhle steht ein
Gebäude, worin das aufsteigende Kohlenoxyd mit Erfolg gegen Erkältnngs- und
Lähmungszustände benutzt wird.
Verläßt man die Stadt durch die Csikergaffe, so erblickt man gleich links Ärkos,
dann Körispatak, das Stammnest der Familie Kälnoky. Nordöstlich von diesem liegt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch