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einfaches Sauerwasser, eisenhaltiges Sauerwasser, Alaunwasser, Salzwasser und freie
Kohlensäure enthaltendes Wasser. Aus mancher Quelle bricht das Kohlendioxyd mit
solcher Kraft hervor, daß man sich nicht darüberneigeu soll, weil man sofort betäubt wird.
Oben bildet der Sattel ein kleines Plateau, wo Salzquellen aufgehen, daher es beim Volke
Sösmezö (Salzfeld) heißt. An der Ostseite des Sattels steigt 1140 Meter hoch der
Büdösberg empor. In seiner Flanke öffnet sich, etwa 100 Meter über dem Salzfelde, die
Büdös- oder Schwefelhöhle. Schon von Weitem schlägt einem, wenn das Höhlenthor
offen ist, der Schwefelwasserstoffgeruch entgegen. Früher stand die Höhle offen, seit einigen
Jahren hält sie ihr Besitzer durch ein gemauertes Thor verschlossen, theils um das in ihr
entwickelte Kohlendioxyd nicht entweichen zu lassen, theils weil schon Manche aus Unacht-
samkeit oder auch freiwillig ihren Tod in der Höhle gefunden haben. Am alten Wege zur
Höhle blinkt hie und da ein Leichenstein, da ruhen ihre Opfer. Die nach innen abschüssige
Höhle ist jetzt etwa 6 Meter lang, 2 Meter breit und 4 Meter hoch. Ihre Wände sind
mit Figuren von Schwefelblüthe bedeckt. Beim Eintreten gelangt man sofort in die hier
etwa kniehohe Gasschichte. Weiter hinein steigt sie und reicht in der Mitte schon bis ans
Herz, nach dem zweiten Drittel bis an die Lippen. Man muß den Athem anhalten, denn
ein einziger Athemzug wäre der plötzliche Tod. Im Hinteren Höhlenranm tropft schwefel-
haltiges Wasser herab und wird in irdenen Gefäßen aufgefangen, um als Augenwasser
zu dienen. Das Gasgemisch in der Höhle besteht aus 95 49 Procent Kohlenoxyd,
0 56 Procent Schwefelwasserstoff, 0 01 Procent Sauerstoff und 3 64 Procent Stickstoff.
Nach den Bestimmungen des Professors Ludwig Jlosvai strömen jährlich 734.800 Kubik-
meter Kohlendioxyd und 2850 Kubikmeter Schwefelwasserstoff aus. Die Höhle übertrifft
die Hundsgrotte bei Neapel auch durch die Zusammensetzung ihrer Gase, die um 23 bis
24 Procent mehr Kohlendioxyd enthalten. Im Büdösberg gibt es noch zwei solche Höhlen.
Die Gyilkoshöhle in seiner Nordseite ist zwar kleiner, ihre Gasausströmung jedoch so
stark, daß darüber wegfliegende Vögel betäubt niederfallen. Die dritte ist die Timsös-
(Alann-)Höhle, deren Wände mit Alaunkrystallen bedeckt sind und in der man auch nicht
ohne Gefahr athmen kann. Die Badeanlage Büdös war bis vor Kurzem ganz primitiv
eingerichtet, nun hat ihr Besitzer, Baron Gabriel Apor, über dem Salzfelde auf einem
Vorsprung des Büdös ein sehr wohnliches Hotel erbaut.
In einer halben Stunde geht man vom Bade in das enge Thal des Bälvanyos-
baches hinab. Gleich am Anfange steht links die Fabrik für verdichtete Kohlensäure, die
das Kohlendioxyd der Büdösgrotte verarbeitet. Ueber dieser praktischen Industrieanlage
des Nachkommen ragt auf hohem Felsgipfel das Adlernest der Vorfahren, Burg
Bälvänyos, wo nach der Überlieferung die Altäre des altmagyarischen Heidenthums
am längsten gedampft haben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch