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hinter seinem Hause ein eigenes Hänschen. So entstanden mit der Zeit schmale, mir
2 bis 3 Meter breite Gäßchen, nach denen sich die dicht aneinander gebauten Häuschen und
Wirthschaftsgebäude wie auf einen gemeinsamen Hof öffneten. Solche Bauweise findet
sich im Szeklerlande sonst nirgends und sie erklärt sich bloß daraus, daß die Bevölkerung
ans den engen Raum beschränkt war, der Anfangs als Marktplatz ausgesteckt wurde und
nachher, zwischen Gemarkungen anderer Dörfer eingezwängt, sich nicht ausdehnen konnte.
So war die anwachsende Bevölkernng gezwungen, jeden Fußbreit Bodens zum Bauen
auszunützen.
Zur Stadt wurde Kezdi-Väsärhely durch König Sigismnnd mittelst Donations-
briefes vom Jahre 1427 erhoben; doch hatte es noch viel um seine Stadtrechte zu
kämpfen und zu Processiren. Namentlich gaben ihm die Szekler Primoren und die Kron-
städter Sachsen viel zu schaffen.
Starke Einbuße erlitt seine städtische und bürgerliche Freiheit im Jahre 1763, als
dnrch die Errichtnng der Szekler Militärgrenze seine Bürger zu Szskler Grenzern
wurden und die Stadtgewalt an das Militärkommando überging. Allein anch dieser
Zeitraum weist eine sehr bemerkenswerthe Schöpfung ans, nämlich jenes Militärschnl-
gebände, das hier zum Gedächtnis des 1817 erfolgten Besuches König Franz l. und der
Königin Karoline auf Anregung des Obersten Baron Purzel im Jahre 1822 größten-
theils ans freiwilligen Beiträgen errichtet wurde. Im Jahre 1834 brannte die Stadt,
sammt der Befestigungskirche der Neformirten auf dem Marktplatze, nieder. Nach dieser
Feuersbrunst that das Militärkommando alles, um die Stadt znm Aufgeben ihres alten
Bausystems zu bewegen. Allein es konnte wegen der eigenartigen Besitzverhältnisse bloß
erreichen, dass im nordwestlichen Theile der Stadt die Nengasse eröffnet wurde, wo
dann die hübscheren Gebäude, in denen sich jetzt der königliche Gerichtshof und die
staatliche Bürgerschule befinden, ihren Standort erhielten. Auch die resormirte Kirche ans
dem Marktplatze erstand wieder. Dann kamen viele neue stockhohe Häuser, die ein
städtischeres Aussehen bewirkten.
Mit Kezdi-Väsärhely ist der Ort Kanta baulich und administrativ verschmolzen.
Vor 1848 war er eine selbstständige Gemeinde und gehörte sogar zu einem anderen
Comitate (dem Ober-Albenser). In Kanta besteht ein Minoritenkloster mit römisch-
katholischem Obergymnasium. Das Kloster entstand zu Ende des XVII. Jahrhunderts
dnrch die Freigebigkeit einiger katholischer Honoratioren von Häromßek. Gleichzeitig und
in Verbindung damit wurde auch ein Gymnasium gegründet, das nach 1848 aus Maugel
an Mitteln einging, jedoch 1868 wieder eröffnet wurde.
Die Bevölkerung, jetzt 5047 Seelen, belief sich 1890 auf 4700 und zehn Jahre
vorher anf 5200. Diese Abnahme ist dem rumänischen Zollkrieg von 1883 zuzuschreiben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch