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Dörfern 1498 an Kronstadt, das sie dann anderthalb Jahrhunderte später von Georg
Räköczy II. für 11.000 Gulden als dauernden Besitz erhielt, doch unter der Bedingung,
daß die Burg immer eine fürstliche Besatzung und einen ungarischen Castellan habe.
Noch jetzt gehört sie der Stadt Kronstadt. Betrachtet man den kleinen Burghof mit dem
tiefen, in Fels gehauenen Brunnen, das enge Verließ, die Gänge der Schießscharten, die
alterthümlichen Stäbchen, das hochstrebende Wachthürmchen, so glaubt mau kaum, daß
diese Burg ein so sicheres Bollwerk des Passes war und daß dieses Nest bei Thökölys
Einbruch im Jahre 1690 durch die halbverhungerte deutsche Besatzung von 50 Mann
drei Monate lang gegen das Belagerungsheer der Kuruezeu gehalten wurde.
In dem Gebiete, das die von der Grenze nach der Törzbnrg laufenden Thäler
durchschneiden, bemerkt man anf Bergrücken oder häufiger den Straßen und Bächen
entlang einzeln und in losen Gruppen verstreute Landhäuser von eigenthümlicher Bauart.
Es sind gleichsam lauter kleine viereckige Forts von Holz, die geweißten Wände aus
Fichtenbalken und Lustziegeln gebaut, das Dach mit Schindeln gedeckt. Immer stehen ein
Wohnhaus und eine Scheune in gleicher Länge parallel gegenüber und sind an beiden
Enden durch hohe Mauern verbunden, von denen Schutzdächer schief in den kleinen Hof
hinabreichen, dessen Thüre, mit gutem Verschluß versehen, sich in einer der Mauern öffnet.
Außen ist hinter der Rückwand des Wohnhauses, seiner ganzen Länge nach, unter
dem tiefer herabgehenden Dachvorsprung noch ein dunkler Gang angelegt, in dem der
Bauer sein Jungvieh für den Winter unterbringt. Auf einem Gebiete von 182 Quadrat-
kilometer verstreut gibt es über 2000 solche Bauernwirthschaften, deren Insassen seit 1872
zu zehn Kleingemeinden gruppirt sind. Der Landstraße entlang sieht man aneinander-
stoßende, meist nur auf Reitwegen erreichbare Gruppen von Bauernhöfen, deren
rumänische, dem griechisch-orientalischen Bekenntniß angehörende Bewohner, einst „Kali-
baschen" genannt, in früherer Zeit Dienstleute und Leibeigene der Stadt Kronstadt
waren. Ihre Tracht ist der der Csängö in den Siebendörfern ähnlich. Sie treiben meist
Vieh-, besonders Schafzucht; ein Theil ihres Bodens bringt etwas Frühjahrsgetreide, im
übrigen Winterfutter, der Rest dient als Weide. Auch Obst wird gebaut, besonders
Pflaumen. Sie ziehen mit ihren Herden auch nach Rumänien, wo sie Weideplätze
pachten. Ihre Berge sind wegen der vielen abgeholzten Strecken und der da und dort
auftauchenden weißen Birke für den Fremden ein verstimmender Anblick. Die Leute sind
aber umgänglicher als die mehr einwärts wohnenden Rumänen; das kommt vielleicht von
der Sehnsucht nach Gesellschaft, da sie selbst in die „Nachbarschaft" stundenlang bergauf
bergab wandern müssen.
Dem Törzbach folgend, der dem Bnrzenbach zueilt, erreicht man zunächst Neu-
Tohau (Uj-Tohän). Die Bewohner sind alle griechisch-orientalischer Consession und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch