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ihn dann (1573) plötzlich überfällt und den lästigen Rivalen belagert. Aber Bikes bricht
aus, indem er eines Nachts unter großem Getöse einen scheinbaren Ausfall durch das
Hauptthor inscenirt, dabei aber selber durch das nördliche Pförtlein der Burg das Freie
gewinnt. Sein Söhnlein und seine Schätze bleiben sammt der Burg in Paul Gyulais
Obhut zurück. Dieser hält sich noch zwei Wochen, aber das Geschütz spielt der Burg so arg
mit, daß er sie Bäthory übergeben muß. Bekis sucht dann, erst mit Waffenmacht, dann
durch Annäherung an den zum Polenkönig erwählten Bäthory, die geliebte Burg wieder
zu gewinnen, aber vergebens. Bäthory hält sie fest uud läßt sie wieder in Stand setzen,
woran noch sein Wappen im Gewölbe eines Corridors im ersten Stock des südlichen
Flügels erinnert. Er vermacht sie dann seinem Neffen Balthafar, der in mütterlicher Linie
auch ein Enkel Mayläds ist. Allein auch Balthasar scheitert in tragischer Weise durch das
Streben nach der Fürstenwürde. Sigismuud läßt ihn 1594 als Verschwörer hinrichten
und gibt die Burg der Fürstin Marie Christine als Wiedergabe, die sie schließlich dem
Fürsten Andreas Bäthory verpachtet. In den folgenden Jahren der Drangsal wird sie
durch den Wojwoden Michael usurpirt, was er umso sicherer thun kann, als das walachische
Bauernvolk der Gegend zu ihm steht. Auch er schenkt sie seiner Gemahlin. Nach der
Schlacht hei Goroßlö aber, als er eben wieder ausmarschirt, um die Burg zurückzuerobern,
läßt ihn Basta ermorden und setzt den Mörder als Commandanten in die Burg (1601).
Die deutsche Besatzung huldigt dem Boeskay. Er und seine Nachfolger setzen ungarische
Commandanten ein, die auch in Burg uud Domäne das Recht handhaben.
Die Bauten Gabriel Bethlens sind für die Burg epochemachend. Er erbaut die
südwestliche Hauptbastei, dann die großen Stallungen außerhalb der Burg, die gegen den
Altfluß hin mit Palissaden befestigt sind; auch die steinerne Renaissanceplastik der dreifach
getheilten Fenster bezeugt seine Freigebigkeit und seinen Geschmack. Über einer Thüre
prangt noch jetzt sein Wappen mit den zwei Schwänen. Im Jahre 1626 schenkt er Burg
und Herrschaft seiner zweiten Gemahlin, Katharina von Brandenburg. Hier bringt er das
viele gemünzte Geld und die Massen von Gold- und Silbergeräthe, Schmuck, Pferde-
geschirr und Kleider unter, die er in seinem Testamente der schönen Fürstin vermacht. Der
neue Fürst, Georg Raköczy, kauft die Burg dem Stephan Bethleu ab und wenige Jahre
später schafft darin Susanna Lorantfi, die Fürstin mit der starken, frommen Seele uud dem
feingebildeten Geist, die „treuliche Hauswirthin" ihres Gemahls, ein Familienheim; hier
in der Burgkapelle muß ihre Schwiegertochter, die vom Katholizismus übergetretene Sophie
Bäthory, sich in den Lehren ihres neuen Glaubens befestigen. Nach 1663 gehört die Burg
der Gemahlin Apaffys, Anna Bornemißa. Sie wird ständige fürstliche Residenz und
der Schauplatz wechselvoller Ereignisse. Gegenüber dem „Landesgebäude", in der Ecke
des Hofes ist der Eingang zum Kerker, wo Paul Bildi in Folge des Michael Teleki'schen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch