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Die Eisenbahn, die von Fogaras westlich nach Hermannstadt führt, erreicht zunächst
Bethlen. Der einst magyarische Ort hatte noch 1813 eine evangelische Kirche, die dem
Kirchenrathe der Fogaraser Resormirten unterstand; sie ist seither eingegangen, ihr Archiv
und das werthvolle Kircheugeräth befinden sich in Fogaras. Weiterhin in Dridofs und
Voila wohnen Nachkommen ehemaliger Grenzer-Husaren. Dann folgt Lucza mit
einigen alten ungarischen Adelscurieu, die sichtlich verfallen; in einer solchen ist die
Schule der Griechisch-Orientalischen untergebracht. Südwestlich folgen die beiden Vajda-
falva, gleichfalls mit magyarischen Spuren. Das nahe Also-Szombatsalva (einst
Szombathely, wegen des am Samstag abgehaltenen Wochenmarktes) ist ursprünglich eine
magyarische Ansiedluug aus dem XIII. Jahrhundert. Es war stets ein Hauptplatz der
Staatsdomäne, jetzt befindet sich da das Hengstendepot und die Direction eines land-
wirtschaftlichen Bezirkes; sie benützen die alten Höfe, wo bis 1737 der griechisch-
katholische Bischof residirte, nnd das Schloß, das von Baron Samuel Brukeuthal mit
vielem Luxus erbaut und eingerichtet wurde. Ju Felsö-Szombatsalva sieht man das
wiederhergestellte Braneovan'sche Schloß, das sammt den zugehörigen Besitzungen der
griechisch-orientalischen Kirche in Kronstadt gehört. Weiter südlich, am Fuße der Alpe,
hat diese Kirche eine Besitzung, wo man noch die Rinne der vom Wojwoden Brancovan
1697 erbauten Klosterkirche sieht. (Abbildung auf Seite 89 dieses Bandes). Das hier
erweiterte Thal, durch das der Weg zur Ruine hinanführt, ist mit prachtvollem Buchen-
wald bedeckt. Seit über hundert Jahren steht dieses kleine Denkmal byzantinischer Bau-
kunst verlassen und trotzt der Zeit, welche die Mauern und an ihnen die Widerlager der
Bogen, die Gewölbe unter der Kuppel und die Kuppeltrommel selbst noch verschont hat;
durch diese geschützt, haben sich auch die interessanten Wandbilder noch frisch erhalten.
An der Eisenbahn weiter folgt rechts, jenseits des Alt, das Dorf Rnkor, wo auch
die Rebe gedeiht. Dieses Gebiet ist vom Ober-Albenser Comitat hieher geschlagen und die
Tracht in den Dörfern weicht von der der Fogaraser Gegend ab. So gibt die Rumänin
von Rukor ihrem Kopftuch die Form eines Turbans mit zwei Hörnern. Am linken Alt-
ufer liegt das einst sächsische Dorf Besenbach (Besimbäk), dann das recht wohlhabende,
auch mit eigener Sparkasse versehene Alsö-Vist, das viel Obst, insbesondereBatuläpfel
zieht. Auch in Felsö-Vist ist dies der Fall, wo übrigens auch Büffelzucht getrieben wird.
Unter den Hügeln des rechten Altufers liegt Földvär mit schöner, dem Überflutungs-
gebiet abgewonnener Gemarkung; es zieht Trauben und viel Pslanmen. Südlich, an der
Landstraße, liegt Alsö-Uesa, mit schöner ärarischer Herrschaft, dann Felsö-Ucsa,
mit starker Büffelzucht. Weiterhin folgt der Bezirkssitz Also-Ärpas und Felsö-
Ärpäs, beide ärmliche Ortschaften. In letzterem bestand einst, am Fuße der Alpe, eine
Glashütte.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch