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Und da die walachischen Popen meist vom Auslande kämen, soll sie der Bischof einer
Prüfung unterziehen. Gabriel Bethen läßt die Kirchenbücher ins Rumänische übersetzen
nnd hebt auch die gesellschaftliche Stellung der Geistlichkeit, um die Rumänen für die
Sache der Reformation zu gewinnen. Diese Bestrebungen hatten dann insofern ein
Ergebniß, als sich unter der Regierung der Räköczy und Apaffys walachisch-magyarische
resormirte Kirchengemeinden bildeten und der walachische Bischof unter die Oberhoheit des
reformirten Bischofs von Siebenbürgen kam (1669), wodurch einzelne Einrichtungen der
reformirten Kirche (Synode, Seniorat u. s. w.) in der walachischen Kirche Wurzel faßteu.
Dem Umsichgreifen der Reformation wurde jedoch ein Riegel vorgeschoben, als der
Jesuit Gregor Barauyi und der walachische Bischof Theophil eine Bewegung zu Gunsten
des Eintrittes in die römisch-katholische Kirche einleiteten, worauf Theophils Nachfolger
Athanasins am 1. September 1700 auf der Karlsburger Synode nebst seiner gesammten
Geistlichkeit und etwa 200.000 rumänischen Familien die Vereinigung mit der römischen
Kirche annahm. Kanm war dieser Übertritt der Rumänen ruchbar geworden, als aus der
Walachei slavische und griechische Kalnger ins Land strömten, die einen Theil des Volkes
gegen die Union aufstachelten. Dies bewog die Kronstädter schon 1701 zu einem feierlichen
Protest gegen die Vereinigung. Später, um 1759, wiegelte der Kaluger So f ron ius die
rumänische Bevölkerung des siebenbürgischen Erzgebirges dermaßen auf, daß die Unruhen
im Sommer 1761 nur mit Waffengewalt unterdrückt werden konnten. Die Regierung
gab, zur Wahrung der katholischen Interessen, dem neuen griechisch-katholischen Bischof
einen Theologen aus dem Jesuitenorden zum Beirath. Nach Athauasius wurde Johann
Pataki Bischof, der seiner Kirche die Herrschaften Szamos-Üjvar und Szombatfalva
erwarb. Sein Nachfolger Jnnocenz Klein tauschte diese 1738, unter königlicher Genehmi-
gung, gegen die Blasendorser Herrschast um. Von da an wurde Blaseudors der Sitz der
griechisch-katholischen rumänischen Kirche von Siebenbürgen. Klein war eines der hervor-
ragendsten Häupter dieser Kirche. Er wollte nicht nur sich und seine Kirche der Vor-
mundschaft der Jesuiten entledigen, sondern verlangte in seinen Bittschriften an den
Monarchen, das Guberuinm und den Landtag auch politische Rechte für das rumänische
Volk, das von der Gesetzgebung als vierte gesetzliche Nation Siebenbürgens anerkannt
werden möge.
Der Landtag von 1791 gewährte dem griechisch-orientalischen Bekenntniß freie
Religionsübnng und verordnete, daß ihre Angehörigen „von den durch Se. Majestät
zu ernennenden Bischöfen abhängen und ihrer Stellung nach als den übrigen Einwohnern
gleich erachtet werden sollen". Dieses Gesetz bestimmte ihre kirchlichen Verhältnisse bis 1848.
Nachher, unter Führung des 1846 ernannten Bischofs Andreas Sagnna, erfuhr diese
Kirche mancherlei Förderung zn weiterer Entwicklung. Das griechisch-orientalische rumänische
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch