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jetzt vorherrscht. Die Sinkai'schen Überlieferungen fanden treue Pfleger an Samuel
Klein (1745—1806) und Peter Maior (1753—1821). Des Letzteren .lstoria pentru
kneepuwl romaiülor« (Ofen 1812) ist noch jetzt die Bibel der rumänischen öffentlichen
Meinung. In neuerer Zeit waren Ion Maiorescn, Nikolaus Demsusiauu, Georg
Baritin und Ladislaus Manin die eifrigsten Jünger Sinkais.
Nach dem Auftreten Sinkais fanden alsbald auch die übrigen Zweige der Literatur
ihre Pfleger. Der erste hervorragende Dichter trat jedoch erst 1848 auf. Es war Andreas
Mnresan (1816—1863), der unter dem Eindruck von Petöfi's Freiheitslied /l'alpra
maF^sr!" (Auf, Magyaren!) sein Lied .vesteaptete i-omAne« schrieb, das noch jetzt die
Festhymne aller Rumänen ist. Simon Barnutiu verdient als Jurist, Georg Lazar als
Philosoph und Pädagog Erwähnung. Die erste rumänische Zeitung, die .Ku^eta cke
Iransilvkmia« entsteht 1838 zu Kronstadt unter der Leitung von Georg Baritin. Sie
besteht noch jetzt. 1864 wurde in Hermannstadt die literarisch-ethnographische Gesellschaft
„^soeiutiunea l'runsilvavä- gegründet. Auck> ein Verein zur Sammlung eines Theater-
fonds ist vorhanden und besitzt schon ein Capital von 250.000 Kronen. Die Rumänen
erhielten auf culturellem und politischem Gebiete ihre Impulse immer von Ungarn. Diese
Führung dauerte bis Ende der Sechziger-Jahre, als bei uns die neue Epoche der
Verfassungsmäßigkeit begann, Rumänien aber als selbständiger und nationaler Staat
ins Leben trat.
Volkskunde. — Der Volkscharakter der ungarländifcheu Rumänen ist aus ihrem
balkanischen Ursprung und ihrer Urbeschästignng, dem Hirtenstand zu erklären. Die
Rumänen führten ihr Hirtenleben überall in den Alpen, darum sind diese so recht ihr
Element. Von Alpenhöhen hielten sie Umschau und machten sich ihre politische Geographie
nach dem Laufe der Flüsse und Thäler. Jede Alpengruppe hatte ihre besondere tara
(Land): tura HawZuIui (Hätßeger Land), tara Oltolui (Altland) n. s. w. Diese tara
sind als ethnographisch gesonderte Inseln von Volksthum zu betrachten, wo Sitten,
Gebräuche, Volksglaube, Tracht u. s. w. immer verschieden sind. Unter den nngar-
ländischen Rumänen gibt es den Wohnsitzen nach Möezen, Mokänys aus den Alpen,
Bewohner der subalpinen Gegenden und Flachländer (täram), dann noch Grenz-
bewohner (märAineni) und Waldbewohner (paäurarü). Auch nach den Flußläufen pflegt
man sie zu unterscheiden, als erisem (Körösthaler), somsseanl (Szamosthaler) u. s. w.,
ja selbst nach der Tracht, als Audasi (Gubaträger), Schwarztuchleute u. s. w.
Charakter, Gemüthsart. — Charakter und Gemüthsart der Rumänen haben
sich in drei Perioden entwickelt. In der ersten waren sie halb nomadische Hirten und
kannten keinen Staat; in der zweiten lebten sie zwar im Staate, aber als rechtlose Leib-
eigene; in der dritten genossen sie bereits alle Rechte des Staates. In der ersten kannten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch