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Speise ist der Maisbrei, trocken, mit Milch oder mit Topfen. In den Fasten gibt es
andere Speisen. Der rumänische Bauer hat durchschnittlich 200 Fasttage im Jahre, und
ein großer Theil davon sind strenge Fasten, wo selbst Milchspeisen verboten und nur
Wasser nnd Brot erlaubt sind. Übrigens kommt auch sonst nur selten Fleisch auf den Tisch;
Rindfleisch wird nur an Feiertagen gegessen. Geflügel und Schöpsenfleisch sind häufiger.
Beliebte Feiertagsspeisen sind: Hühnersuppe mit Mehlspeise, geschmortes Schaffleisch,
gefülltes Kraut, von Mehlspeisen: Palatschinken, Krapfen, dann balmvs (aus Mais und
Topfen) und Eierspeise. In der Arbeitszeit wird täglich viermal gegessen.
Kranke werden recht sorgfältig gepflegt. Ein Arzt wird selten geholt, man quack-
salbert im Hause herum, was oft nicht ungefährlich ist.
Das gesellige Lebeu im Volke ist sehr entwickelt. Die Kinder haben allerlei Spiele,
die Bursche und Mädchen den Tanz und die Spinnstube. Auch die gemeinsame Arbeit
nnd der Marktbesuch gelten als Zeitvertreib. Die Zeit zum Tanzen dauert von Ostern bis
Michaeli. Jeden Sonn- und Feiertag ist Tanz, meist im Hofe des Wirthshauses oder iu
einer Scheune. Die Bursche wählen beizeiten einen oder mehrere Tanzrichter, welche
Ordnung halten, die Störenfriede hinausweisen, die Zigeuner miethen und die Kosten
beschaffen. Während des Tauzens wird gejauchzt und Tanzreime fliegen hin und her.
Die Zahl der Tänze ist sehr groß. Es gibt Männer- und Mischtänze. Unter den
Männertänzen ist der Kaluser der berühmteste, er besteht aus acht Figuren, deren
Schönheit durch Harmonie und Taktgefühl gehoben wird. In der schwersten Figur stellen
sich alle auf die Köpfe und schlagen die Haken an den Stöcken dreimal zusammen.
Allgemeiner getanzt werden die beliebte bätuw, gleichfalls ein Männertanz, und der
muntere meruntewl der Mokanys. Unter den Gesellschafts- und Mischtänzen sind die
verbreitetsten die langsame und schnelle arZelsana, die namentlich auf Hochzeiten
gebräuchliche kora, die tarin», turea,serda(brZul), inänic»Asä, moeäneaseä, kaickäu n. f. w.
Auf die Tauzsaisou folgt die der Spinnstube, wo die Mädchen das Arrange-
ment haben und die sich schon ganz winterlich anläßt. Die Mädchen miethen eine Stube,
wo sie sich an gewissen Tagen der Woche versammeln und in Gesellschaft der Bursche bis
Mitternacht spinnen, tanzen und singen. Das Signal zur Versammlung wird mit der
Holzflöte gegeben. Die jungen Frauen haben ihre eigene Spinnstube, wo Männer aus-
geschlossen sind. Auch im Sommer gibt es ein Spinnen, aber meist im Freien bei Mondschein.
Die Kaläka (gemeinsame Arbeit) gilt auch schon als Unterhaltung. Die Kaläka-
Lente ziehen sich zur Arbeit, meist in der Erntezeit, Feiertagskleider an, Musik und Gesang
darf dabei nicht fehlen. Das Ende ist ein großer Festtrnnk mit Tanz.
Der Markt gilt nicht minder als Fest, als Gelegenheit zu Begegnungen nnd
Bekanntschaften. Jeder erscheint da in Festtagskleidung. Die Mädchen putzen sich besonders
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch