Seite - 432 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Bild der Seite - 432 -
Text der Seite - 432 -
432
Hollunder ist ein verfluchter Strauch, unter dem man nicht ruhen soll, weil sich in
seinem Laube Teufel zu sonnen pflegen. Die Königin der Bäume ist die wilde Rose.
Mit ihren Zweigen schmückt das Volk seine Fenster, denn sie halten alles Böse fern.
Der Tannenbaum ist der gesegnete Baum der heiligen Jungfrau. Die Pappel ist eiu
verfluchter Baum.
Wie schon diese ethnographische Skizze deutlich genug zeigt, ist die Verwandtschaft
zwischen den nngarländischen Rumänen an Gebräuchen, Glaubenswelt, Poesie n. s. w.
mit den Balkanvölkern unbestreitbar, sie dient demnach auch als Beweis für den balkanischen
Ursprung dieses Volkes.
Das Hermannstädter Comitat.
Das Hermannstädter Comitat (Szebeumegye) liegt zwischen dem Maros und Alt,
wo sie einander nochmals nahe kommen, ehe sie nach Süden abbiegen, um Siebenbürgen
zu verlassen. Es ist westlich vom Hnnyader, östlich vom Fogaraser Comitat, südlich von
Rumänien, nördlich vom Unter-Albenser und Groß-Kokler Comitat begrenzt. Seinen
geographischen Stamm bildet das Zibinsgebirge, das sich von Süd zu Nord gegen
das Thal des Zibinflusses abdacht und in den die Flußebene umsäumenden Vor-
bergen und der nördlich des Flusses bis zum Großen Kokelsluß reichenden Hügelgegend
drei absteigende Stufen bildet. Im Osten gehört dem Comitat ein Theil der Fogaraser
Alpen an, das vom Stammgebirge durch den Rothenthnrmpaß getrennt ist.
Das Zibinsgebirge umfaßt von den fünf Hauptmassiven der südlichen Karpathen
nur die beiden nördlichen, deren eines die Grenzbastei gegen Rumänien bildet. In der
Gegend beider Gebirge herrscht der aus archaischer Formation stammende krystallinische
Schiefer; von der mesozoischen kommt nur die Kreide vor, aber immer nur als den
krystallinischen Schiefern anliegende Inseln, wogegen die Bildungen der cänozoischen
Gruppe den Rand des Gebirges und die von der Ebene nordwärts ziehenden Berge der
Mittelgegend bilden und dem südwestlichen Theile des tertiären Beckens von Sieben-
bürgen angehören. Die krystallinischen Gesteine des Gebirges sind in drei Gruppen zu
theilen. Die erste, älteste besteht aus granitartigem Gneis, der nirgends als zusammen-
hängender Massenzug, vielmehr nur in einzelnen Gebirgsstöcken auftritt und, wiewohl
nur selten, auch in wirklichen Granit übergeht. Die zweite Gruppe enthält die Gesteine
von rein krystallinischer, entschieden schieferartiger Struktur, also die verschiedenen Abarten
von Gneis und Glimmerschiefer. Die dritte Gruppe umfaßt die weniger gut bestimmbaren
krystallinischen Schieferarten. Die in den östlichen Zweigen der Südkarpathen vorkommende
Juraformation fehlt im Grenzgebirge des Comitats, und auch von der Kreideformation
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch