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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Seite - 438 -
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438 Eine Rundtour durch das Comitat beginnt man am besten in dem nach Hermann- stadt bestimmten Waggon des bequemen Arader Schnellzuges, der in der Station Alvincz dem Alvincz-Rvthenthnrmer Zug angehängt wird. In kaum einer halben Stunde ist das Städtchen Mühlbach (Szaß-Sebes) erreicht. Es hat 7676 Einwohner, die Mehrzahl Rumänen, doch hat die einst durchaus deutsche Stadt sich ihren deutschen Charakter äußerlich völlig gewahrt. Die evangelische Pfarrkirche ist eines der ältesten und schönsten Baudenkmäler Siebenbürgens. Ihre Baugeschichte ist zugleich ein interessantes Capitel der Stadtgeschichte. Im Jahre 1438 wurde Mühlbach durch die Türken völlig zerstört. Alle Waffenfähigen schlössen sich im festen Thurm der Kirche ei», da schichteten die Türken ringsum Holzstöße auf und steckten diese in Brand. Eine ungeheuere Rauchwolke umhüllte den Thurm, immer schwächer wurde das Jammergeschrei der Eingeschlossenen, und ein einziges Bürschlein konnte später halbtodt den Flammen entrissen werden. Zwanzig Jahre blieb der Gerettete in türkischer Sclaverei, dann kehrte er heim und schrieb in lateinischer Sprache jene Schilderung des türkischen Reiches nieder, die von Sebastian Frank ins Deutsche übersetzt wurde und der Welt die ersten ausführliche» Mittheilungen über die Greuel des Erbfeindes der Christenheit machte. Seit dieser Verheerung konnte Mühlbach seinen früheren Wohlstand nicht wieder erreichen; die sächsische Bevölkerung schmolz zusammen und konnte nicht eiumal den begonnenen Umbau der Kirche vollenden. Neben der Kirche steht das ansehnliche Gebäude des evangelischen Unter-Gymnasiums, an dem zeitweilig viele treffliche Professoren gewirkt haben; wir nennen blos den Dichter und hervorragenden Culturhistoriker Friedrich Wilhelm Schuster, jetzigen evangelischen Pfarrer zn Broos, und Johann Wolff, den Erforscher des sächsischen Dialektes. Von Mühlbach führt eine gut gehaltene Bergstraße am Mühlbach aufwärts nach Petersdorf (Peterfalva), mit 251l) Einwohnern, Ziegelfabriken und der größten Papierfabrik Siebenbürgens, dann nach Szäßesör , mit den Trümmern einer mittelalterlichen Burg. Der Eisenbahn entlang erreicht man südöstlich das von schönen Getreidefeldern umgebene Renßmarkt (Szeredahely), nnterhalb dessen in schöner Gemarkung, von trefflichen Weingärten umgeben, das stattliche Groß- Pold (Nagy-Apold, 2375 Einwohner) erscheint. Zur Weinlese halten hier viele Leute aus Hermannstadt nnd Umgebung die Tranbenenr. Von hier steigt man über die Wasserscheide des Mühlbaches und Zibiuslüßcheus in das Zibinsthal hinab, doch muß man sich unterwegs erst durch das von Rumänen bewohnte Thal der Eernavoda durchwinden, wo aus allen Querthälern Dörfer hervorlugen, denen der kleine Jndustrieort Szelistye als Mittelpunkt dient. Die meist arme Dorfbevölkerung lebt vom Viehhüten und Holzfällen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Band 23
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (7)
Band
23
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.13 x 23.25 cm
Seiten
622
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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