Seite - 444 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Bild der Seite - 444 -
Text der Seite - 444 -
444
Rumänen, dem Soldischpark, in dem sich das evangelische Waisenhaus befindet, und
der Johanniskirche; dann die Heltanergasse, die Hauptverkehrsader von Hermannstadt,
mit mehreren bemerkenswerthen Privat- nnd Kaufhäusern, dem nenen Hotel zum
„römischen Kaiser" und dem Gebäude des Corpscominandos. Beide Gassen führen auf
den Hermannsplatz, den die große Jnfanteriekaserne nnd südlich der Neubau der Finanz-
direetion umfassen. Vom Hermannsplatz bis zur Erlenpromenade erstreckt sich die Josef-
stadt mit hübschen Villen und villenartigen Miethäusern. In der noch nnansgebanten
Schewisgasse steht links das Gesellschaftshaus für Bälle, Concerte und größere Versamm-
lungen. Daneben befindet sich der Eislaufplatz des Eislaufvereins mit geräumiger
Garderobe, der im Sommer auch für Ausstellungen benützt wird. Rechts erhebt sich das
Seminar der evangelischen Landeskirche. Zu beideu Seiteu der erwähnten Promenade
liegt das Militärviertel, und zwar an der unteren Promenade das k. und k. Garnisons-
spital, an der oberen die Militärschwimmschule, der kleine Exercierplatz und die weit-
läufigen Gebäude der k. und k. Jnsanterie-Cadettenschule, der Artillerie- und Jäger-
Kaserne. Über die Hallerwiese, die eben in ein elegantes Villenviertel verwandelt wird,
kehrt man an der Turnschule und dem evangelischen Friedhof vorbei nach der Jnnerstadt
zurück, nicht ohne einen Blick auf die mit alten Kastanien besetzte untere Promenade zu
werfen, die sich unter der alten Stadtmauer hinzieht. An ihrem östlichen Ende liegt das
medicinische Viertel, mit dem Franz-Josess-Bürgerspital, der evangelischen Krankenpflege-
anstalt, der Comitats-Hebammenschnle und deren Nebengebänden. Über die Stadtmauer
weg erblickt man vom Theaterplatz ans das neue Museum des Siebenbürgischen Vereines
für Naturwissenschaften, einen Ban in antikisirendem Stil, wo im ersten Stock die natur-
wissenschaftlichen Sammlungen, im Erdgeschoß das Karpathenmnseum des Siebenbürgifch-
sächsischen Karpathenvereines untergebracht sind.
Hermannstadt hat nach der Volkszählung von 1900 26.643 Einwohner, darunter
15.553 Deutsche, 5959 Rumänen und 4732 Magyaren; der Confefsion nach 11.695
Evangelische A. B., 6079 Römisch-Katholische, 4051 Griechisch-Orientalische, 2079
Griechisch-Katholische und 1707 Reformirte. Eine Zeitlang war die Stadt der militärische,
politische und industrielle Mittelpunkt dieses Theiles von Ungarn. Seit der Änderung iu
den öffentlichen Verhältnissen ist ihre Rolle bescheidener, doch weiß sie ihre Culturmission
mit voller Kraft zu erfüllen. Die Garnison von nahezu 4000 Mann ist wie ein Nachklang
ihrer einstigen militärischen Wichtigkeit; Hermannstadt ist Sitz des Cvmmandos des
k. und k. XII. Armeecorps, wozu noch das in einer neuerbauten Kaserne untergebrachte
Honvedbataillon kommt. Die Stadt wurde schon im ersten Jahrhundert der Einwanderung
durch die Stiftung der Hermannstädter Propstei (1191) zum kirchliche» Hauptort der
deutschen Niederlassungen in Siebenbürgen. Der Freibrief Andreas' II. (1224) machte sie
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch