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bethätigen und zu entwickeln. Die Stadt ist ferner der Sitz des griechisch-orientalischen
Metropoliten uud des Bischofs der evangelischen Landeskirche A. B. Es sind da zwei
Obergymnasien (ein evangelisches A. B. uud ein staatliches), eine Oberrealschule (evan-
gelisch A. B.), zwei Lehrerbildungsanstalten (evangelisch A. B. und griechisch-orientalisch),
eine römisch-katholische Lehrerinnen-Bildungsanstalt, drei Bürgerschulen für Mädchen
und das groß angelegte Maria Theresia-Waisenhaus. Besonders beachtenswerth sind
die vom evangelischen Frauenverein gegründeten Fachschulen für die Fortbildung der
Frauen, und zwar eiue Handarbeiten- und Kleidermachfchule, eine Koch- und Haus-
haltungsschule und eine Dienstbotenschule. In den evangelischen Instituten ist die
Unterrichtssprache deutsch, in den griechisch-orientalischen rumänisch, in den übrigen
ungarisch. Den Professoren der höheren Lehranstalten haben sich auch Jurisien und Ärzte
mit Vortragscyklen angeschlossen, deren Stoff oft der Geschichte der vaterländischen
Sachsen entnommen ist; in diesem ganzen Streben lebt der Gedanke der Universitäts-
Ansdehnnng. Im städtischen Theater spielt regelmäßig von Oetober bis März eine deutsche
Gesellschaft, zwischen Ostern und Pfingsten zuweilen auch eine ungarische.
Unter den Humanitären Anstalten von Hermannstadt steht die staatliche Landes-
Jrrenanstalt voran. Der Stolz der evangelischen Kirche ist die von dem jetzigen evangelischen
Bischof Friedrich Müller gegründete evangelische Krankenpflegeanstalt, die außer dem
Mutterhause mehrere Filialen, namentlich in Schäßbnrg und Kronstadt, besitzt. Die Anstalt
beschäftigt 28 Pflegeschwestern. Von katholischer Seite widmen sich der Krankenpflege die
Barmherzigen Schwestern, die in ihrem Kloster auch eine Mädchenerziehungsanstalt
erhalten.
Vereine gibt es in Hermannstadt nicht weniger als 7 7, im Verhältniß znr Zahl
der Bevölkerung gewiß eine sehr ansehnliche Zahl. Selbstverständlich gibt es darunter
ebensowohl Industrie-, Casiuo-, Schützen-, Turn-, Gesangs-, Radfahr-, Eislauf- und
Jagdvereine, als anderseits Leichenbestattuugs- uud Krankenversicherungsvereine. Eine
hervorragende Stellung hat sich der Musikverein errungen. Der Männergesangsverein
„Hermania" pflegt alljährlich zu Ostern Opernaufführungen zu veranstalten, die sich
einen besonderen Ruf erworben haben. Überdies ist Hermauustadt der Sitz mehrerer
Vereine, die auch über die Grenze des Comitats hinauswirken. So umfaßt der „Allgemeine
Franenverein der evangelischen Landeskirche A. B. in den siebenbürgischen Landestheilen
Ungarns" 132 Ortsvereine zum Zwecke von Armen- und Krankenpflege, Verschönerung
vou Friedhöfen, Weihnachtsbescheerungen, Leseabenden, namentlich in den Dörfern, und
hat dafür während seines kurzen Bestandes an Geld und Geldeswerth bereits nahe an
200.000 Gulden verausgabt und vertheilt. Hier befindet sich ferner der siebenbürgisch-
sächsische Karpathenverein, der durch Errichtung von Schutzhäusern nnd Anlage von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch