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Büffelmilch. In neuer Zeit trinken die wohlhabenderen Bauern in manchen Bnrzen-
länder Dörfern zum Frühstück Milchkaffee, doch mag der sächsische Bauer im allgemeinen
den Kaffee nicht. Das Mittagessen wird im Winter meist nach elf Uhr eingenommen und
besteht bei den Bemittelten aus Schweinebraten, Maisbrei und Sauerkraut. Wo kein
Schwein geschlachtet wird, nimmt man mit Knödeln, Kraut und Maisbrei vorlieb, der
in Schmalz getaucht wird. Auch an Koch- und Bratkartoffeln fehlt es nicht und dazu
wird immer „Kampestgech" (Krautsuppe) gegessen. Zum Abend gegessen wird um fünf
Uhr; die gewöhnliche Speise dabei heißt „Küchen", sie besteht aus dick eingekochter
Kartoffel-, Kraut-, Rüben-, Bohnen- oder Erbsensuppe niit Stücken von Schweinefleisch,
Schinken, Schöpsenfleisch gemischt. Die Ärmeren sind mit einfacher Einbrennsuppe oder
dem sogenannten „lonken Lawend" zufrieden. Im Sommer wird öfter und reichlicher
gegessen und sogar in den Zwischenzeiten, um zehn Uhr Vormittags und vier Uhr Nach-
mittags, etwas genossen. Die Männer trinken zum Mittags- und Abendessen auch ein
Gläschen Schnaps, Wein nur die Reicheren. An Sonn- und Feiertagen wird für Mittag
gewöhnlich Riudfuppe mit Mehlspeise oder Reis gekocht. Das Rindfleisch wird mit ver-
schiedenen Saucen oder Meerrettig aufgetragen.
Die Hochzeit. — Die jungen Leute lernen sich meist in der Spinnstube kennen.
Findet der Bursche an einem Mädchen Gefallen, so macht er in ihrem Elternhanse Abend-
besuche. Gefällt der Bursche dem Mädchen, so schmückt sie ihm jeden Sonntag den breit-
krämpigen Hut mit einem Sträußchen. Haben sich die Leutchen schon das Geständnis
gemacht, so hilft das Mädchen dem Burschen beim Heu- oder Fruchteinbringen, zum
Zeichen, daß sie für immer die Seine bleiben will. Den ersten Schritt zum Ehebund
thut der Bursche. Er macht in Begleitung eines älteren Verwandten den Brauteltern einen
Besuch. Der Verwandte „heischt" das Mädchen von ihren Eltern für den Burschen. Dies
ist das Heischen. Sagen sie ja, so findet noch denselben Tag das Almesch- oder Braut-
vertrinken statt. Vier Wochen später ist die richtige Verlobung, der Ringwechsel, aber schon
vor dem Pfarrer. Das Heischen und die Verlobung findet meist im Herbst, nach vollendeter
Feldarbeit statt. Der herkömmliche Vermählungstag ist der Katharinentag s25. Novem-
ber). Die Woche vorher herrscht in dem Dorfe reges Leben. Der „Altknecht" schickt sechs
Bursche im Dorfe herum, die mit dem Rufe: „Bringt Rahm!" laut an die Gassenthüren
pochen. Daraufhin beginnen die Bekannten mit dem Einsenden von Lebensmitteln zum
Hochzeitsschmaus. Das bräutliche Haus füllt sich damit und drei Tage vor der Hochzeit
hebt das große Kochen und Braten und Backen (Hanklich-Kächen) an. Am Vorabend,
dem „Bäleuowend" versammeln sich die Verwandten der Braut und des Bräutigams
gesondert zum Abschiedsmahl, bei dem die herkömmliche Hauptspeise die „Bälekächeu"
ist. Die Gäste werden an, Hochzeitstage früh Morgens durch zwei Hochzeitsbitter mit
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch