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Stäben neuerdings geladen. Die Männer versammeln sich im Hause des Bräutigams,
die Frauen in dem der Braut. In die Kirche gehen nur die Jungen, die dann nach der
Trannng das jnnge Paar unter Absingung von kirchlichen Liedern in das Hans des
Bräutigams geleiten. Dort erfolgt in Gegenwart sämmtlicher Gäste das gebräuchliche
„Freundschaftsbitten" und die Übergabe der Hochzeitsgeschenke. Zuerst legt der Vater
des Burschen eine Pflugschar auf den Tisch, als Symbol der zukünftigen Beschäftigung
des jungen Gatten, dann legt die Mutter der Braut ein Kissen hin. Nach der Übernahme
der Hochzeitsgeschenke gehen die Gäste zu Tische. Das Mahl beginnt mit dem herkömm-
lichen Gebäck: „Hanklich" und Stritzel. Zwischen den einzelnen Gängen sind große
Pausen, in denen man trinkt und Trinksprüche ausbringt. Eine unvermeidliche Hochzeits-
speise ist die „Reifekächeu". Während des Essens spielt die Musik meist den „Rößchen-
tanz". Das ist eigentlich ein kleines Theaterstück, dessen komische Rollen von einem
als Rumäne Verkleideten, dem „Surdule", und „dem lnstigen Krawak" gegeben werden.
Tags darauf wird die Hochzeit im Brauthause unter ähnlichen Förmlichkeiten fortgesetzt.
Sie dauert oft mehrere Tage, worauf das junge Paar sich in sein Heim begibt. Wenn die
Eltern noch leben, beziehen sie das Hinterstübchen, während die Jungen in der Stube uach
der Gasse hin wohnen.
Kindstaufe. — Am ersten Abend nach der Gebnrt wird ein Messer nnter das
Kissen oder ein Besen in das Bett der Mutter gelegt, um das Kind gegen den Zauber
der „Alfs" (Elfen) zu schützen. Auch die Besucher der Wöchnerin haben gewisse Bedin-
gungen zu erfüllen, damit das Nengeborne nicht Schaden leide. Wenn zum Beispiel eiue
säugende Mutter den Besuch macht, muß sie ein wenig Milch an die Thürangel oder auf
das Kissen der Kindbetterin spritzen, sonst ist das Kind „berufen" uud wird krank. Des-
gleichen wenn Jemand zusammengewachsene Augenbrauen hat. Von dieser Krankheit aber
kann das Kind nnr genesen, wenn eine Quacksalberin ein „Äscherchen" kocht, bei dessen
Anwendung sie gewisse Zauberworte murmelt. Wird das Kind zur Taufe getragen, so
muß es die Taufpathin aus der Wiege nehmen und dazu einen bestimmten Spruch sagen.
Von der Taufe zurückgekehrt, legt sie es, wiederum mit einem Spruch, erst auf den Tisch,
dann auf den Herd, dann auf das Bett. Darauf folgt das Mahl (Kaimes), das der Tanf-
pathe mit einer Rede eröffnet, die immer von dem ältesten Familicnmitglied beantwortet
wird. Nach dem Tanfmahle badet die Hebamme das Kiud und das Pathenpaar wirft,
indem es sich entfernt, Silbermünzen für die Hebamme in das Badewasser.
Bestattung. — Wenn es mit dem sächsischen Bauer zu Ende geht, versammelt
sich die gauze Verwandtschaft im Hause des Sterbenden. Hat die Agonie begonnen, so
wendet man den Kranken auf die linke Seite, nm ihm den Todeskampf zu erleichtern. Die
Besucher sitzen in tiefer Stille da, die aber im Augenblicke des Todes in lautes Jammeru
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch