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Südlich vom Vereinigungspunkte der Birthälmer und Meschner Straße gelang
man über eine Anhöhe in das Bürgischer Thal, dessen Hauptort Bürgisch (Bürkös) ist.
Mehrere vornehme ungarische Familien stammen von hier. Sehr viele ihrer Mitglieder
sind 1848/49 der Wuth der aufständischen rumänischen Bauern zum Opfer gefallen.
Südlich mündet das Thal ins Harbachthal. Hier ist der Hauptort Agnethlen (Szeut-
Ägota), das seit Eröffnung der Eisenbahnlinie Schäßburg—Agnethlen einer der
belebtesten Handels- und Verkehrspunkte des Comitats geworden ist. Die stockhoheu
Häuser des Hauptplatzes und der Hauptgasse bekuudeu Zunahme des Wohlstandes. Die
Bezirksämter und eine königlich ungarische Forstintendantur haben hier ihren Sitz.
Es gibt ferner zwei Dampfmühlen, ein Dampfsägewerk, eine Spiritus- und eine
Lederfabrik. Um das interessante alte Kircheneastell wurde neuesteus eine hübsche
Promenade angelegt.
Von Agnethlen führt die Schäßburg—Agnethler Eisenbahnlinie durch die Thäler
des Harbachs und Schaaserbachs nach Schäßburg; rechts und links liegen stattliche
Sachseugemeiudeu. Historisch, ethnographisch und touristisch lohnender ist aber die Comitats-
straße nach dem nordöstlich gelegenen Schönberg (Leses), dessen hochgelegenes, schönes
altes Kircheneastell nähere Besichtigung verdient. Ein Viertelstündchen weiter liegt
Mergeln (Morgonda), eine der hübschesten sächsischen Ortschaften, das Stammnest der
einstigen vornehmen Familie Morgondai. Im Jahre 1600 wurde es durch die Schaaren
des Wojwoden Michael zerstört, woran eine Inschrift an der evangelischen Kirche
erinnert.
Südöstlich von hier gelangt man über den Hohen Rain (524 Meter) nach
Groß-Schenk (Nagy-Sink), dem Vororte des Bezirkes und des einstigen Groß-
Schenker Stuhles. Die gothische Kirche aus dem XV. Jahrhundert erhebt sich auf einem
langen Hügelrücken, wo auch der Kern der Ortschaft liegt. Dieser Rücken, von dem man
auf den Stadtheil der Rumänen und Zigeuner hinabschaut, bietet eine herrliche
Aussicht bis zu den Fogaraser Alpen. Die Obstcultur des Comitats hat hier einen ihrer
Hauptpunkte. An der gut eingerichteten deutschsprachigen höheren Volksschule sind acht
Lehrer thätig. Aus dieser Großgemeinde stammen zwei der begabtesten Maler der
Siebenbürger Sachsen in neuerer Zeit, Fleischer und Schnllerus. Von dem Letzteren,
der früh verstarb, sind im evangelischen Pfarrhause mehrere nachgelassene Werke zu sehen.
Ein 389 Meter hoher Berg bei der Ortschaft heißt die Burg, weil oben Spuren einer
alten Burg zu sehen sind. Auch einige Salzbrunnen sind in der Gemarkung. Südlich im
Schenkbachthale liegt das weinberühmte Klein-Schenk (Kis-Sink), nahe dem Altfluß,
die letzte Ortschaft des Comitats in dieser Richtung. Hier zog die Römerstraße von Hiviz
nach Apulum am rechten Altufer vorbei und zu ihrem Schutze bestand hier sogar ein
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch