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gibt sie nebst der Csicsöburg im Szolnok-Dobokaer Eomitat dem moldauischen Wojwoden
Stephan zu Lehen. Von da an blieb sie ständig im Besitze der moldauischen Wojwoden,
bis Wojwode Peter von König Johann I. zu Ferdinand überging, worauf König Johann
sie ihm wegnahm und nebst verschiedenen Herrschaften als Brautgeschenk seiner Gemalin
Jsabella gab. Dann gelangte die Burg in den Besitz der Fürsten von Siebenbürgen und
verblieb ihnen bis zur Regierung Michael Apasfys. Da kam sie an Emerich Thököly,
und als dieser die „Nota" der Untreue erhielt, überließen sie die Stände dem jüngeren
Michael Apaffy, nach dessen Tode sie dem Aerar zufiel. Von diesem erhielten sie 1764
die Grafen Bethleu. Die einstige Kokelburg stand nicht an der Stelle des jetzigen Schlosses,
sondern unterhalb, in der Kokelebeue, wo noch Spuren ihrer Wälle zu sehen sind. Ihr
rumänischer Name ,Letate cke baltu" bedeutet Seeburg und kommt jedenfalls daher,
daß sie nach Art der in der Ebene erbauten Burgen mit breiten Wassergräben, ja
künstlichen Teichen und Sümpfen umgeben war.
Der jetzige Hauptort des Comitats ist Dicsö-Szeu t -Mär ton , am rechten
Ufer des Kleinen Kokel gelegen und Hauptstation der Eisenbahnlinie Küküllößög-Sövärad.
Vor etwa zwei Jahrzehnten sah es noch ganz dörflich aus, bis auf das alte Comitats-
haus, das einer alten adeligen Curie glich. Seitdem hat es sich rasch entwickelt und ist
jetzt ein schmucker kleiner Marktflecken mit 3000 Einwohnern, stattlichen öffentlichen
Gebäuden und hübschen Privathäusern, vor denen sich in der Hauptgasse beiderseits ein
sauberes Asphalttrottoir entlang zieht. Das hervorragendste Gebäude ist das neue
Comitatshaus, vor dem ein hübscher Park grünt, während dahinter eine musterhafte
Baumschule, die von großem Einfluß auf die Obstcultur im Comitate ist, sich über
12 Joch erstreckt. Beachtenswerth sind ferner das Comitatsfpital, das Casino, die neue
staatliche Bürgerschule und die neue römisch-katholische Kirche; übrigens haben auch die
anderen Bekenntnisse sehr hübsche Kirchen. Die Bewohner treiben Ackerbau und Weinbau.
Neuesteus nimmt auch die Zahl der Gewerbs- und Kaufleute zu.
Von Dicsö-Szeut-Märton gelangt man nördlich in einer Stunde nach Radnöt .
Es liegt in der nordwestliche» Ecke des Comitats, am linken Marosuser, und ist einer der
verkehrreichsten Plätze, nicht nur des Comitats, sondern am ganzen Mittellaufe des
Maros. Hier pflegen auch die Marosflößer aus der Gyergyö anzulegen. Wegen des rasch
wachsenden Verkehres mußte voriges Jahr die Eisenbahnstation bedeutend vergrößert
werden. Die bedeutendsten Gebäude sind die sehr alte schöne Kirche der Reformirten und
die neue zweithürmige römisch-katholische Kirche an der Marktzeile. Ganz abseits vom
Orte erhebt sich das alte Schloß, das seine jetzige Gestalt 1630 von Georg Räköczy I.
erhielt. Georg Räköczy II. schenkte es 1650 mit den Dörfern Deg, Kisfalud, Oläh-
Sälyi, Lekeucze, Maros-Datos, Szent-György, Bogät und Ludas sowie verschiedenen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch