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Vajasder Baches erweitert. Eine bogenförmige Höhe bildet die Unter-Albenser H eg y alja,
ein Kalkgebirge, an dessen Fuße sich die berühmten Weinorte Gald, Krakkö, Magy ar-
und Oläh-Boros-Boesärd , Czelna, Magya r - Jgen , Sard , Vorband hinreihen.
Einst waren sie von wohlhabenden Edelleuten bewohnt, und ebenso die Orte Alvincz,
Borberek, Akmär und Szarakßö, unterhalb von Karlsburg. In den zahlreichen
Schlössern und hübschen Curieu war stets Patriotismus, Begeisterung für das öffentliche
Wohl, ungarische Gastfreundschaft zu Hause. Eine angenehme, tranliche Geselligkeit
steigerte sich in der Weinlesezeit zu lautem Frohsinn, und die Hegyalja versammelte zur
Lese den hohen und mittleren Adel und die Intelligenz des ganzen Comitats. Dann
kamen schwere Zeiten, wirthschaftliche Krisen, der alte Wohlstand litt, mit ihm der Über-
fluß und Frohmuth; sie leben nur noch in der Erinnerung. Die schönen alten sieben-
bürgischen Curien verfallen, die ungarische Grundbesitzerclasse ist zusammengeschmolzen
und kämpft mit dem Leben; die große Erschütterung, die das Land um die Mitte des
XIX. Jahrhunderts durchgemacht, hat hier bis heute noch nichts hinterlassen, als
Trümmer.
Jenseits von Nagy-Enyed liegt Maros -Szen t - Jmre , an der Eisenbahn und
Landstraße, zwischen dem Maros und einem Hügelrücken eingeklemmt. Es ist ein historisch
berühmter, jetzt aber ärmlicher Ort mit baufälligen Strohhütten, wankenden Zäunen und
verfallenden Curien. Am Hügelabhang steht einsam die Kirche, deren alte solide Mauern
noch der Zeit trotzen, während die Umfassungsmauer längst eingestürzt ist. Düster blickt
sie auf das fruchtbare Marosgeläude hinab, dessen Gemeinden es so schlecht geht. Die
Stätte ist mit Blut gedüngt. Hier erkämpfte Johannes Hunyadi einen seiner schönsten
Türkensiege; die edle Selbstaufopferung Simon Kemßnys rettete ihm dabei das Leben,
während Mezet Beg fiel. Die jetzt in Verfall begriffene Kirche ist zum Gedächtniß dieses
Sieges aus der damaligen Kriegsbeute erbaut.
Nach Maros-Szent-Jmre wird das Thal wieder breiter, da auch das Plateau des
Ompolyflüßchens sich hier anschließt. Auf dieser Hochfläche liegt das mauerumgürtete
Kar lsburg (Gyula-Fehervär). Die gewaltige römisch-katholische Domkirche in der Burg
überschaut einen weiten Umkreis, eine der größten und fruchtbarsten Ebenen Sieben-
bürgens.
Man müßte die Geschichte Siebenbürgens schreiben, um die von Karlsburg zu
erzählen. Es war einer der Hauptorte der römischen Provinz Dacien; nach der Landnahme
Residenz des Feldherrn Gynla; nach Constitnirung des Königthums Sitz der Wojwoden,
die von hier aus Siebenbürgen regierten. Die Burg war unter den Hunyaden ein Ziel der
türkischen Eroberungszüge, dann Residenz König Johanns und der siebenbürgischen
Fürsten, immer aber der Schlüssel zum Besitz Siebenbürgens. Hier in erster Linie machten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch