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Gebäude sind, außer einigen Domherrn- und Geistlichenwohnungen und ein paar Privat-
hänsern, sämmtlich Eigenthum des Militär-Ärars und größtentheils neu und den jetzigen
militärischen Bedürfnissen entsprechend. Sie wurden zum Theil an der Stelle von alten
Kirchen, Klöstern und anderen historisch denkwürdigen Gebäuden (Kapistran-Kirche,
Bäthory-Hans, Jesuitenkloster und -Kirche n. s. w.) erbaut. An die alte fürstliche Residenz-
stadt, von wo der Geist religiöser Freiheit und Duldung, ungarischer nationaler Cnltur,
der Aufrechterhaltung der ungarischen Staatsidee und des Schutzes unserer verfassungs-
mäßigen Rechte ausging, erinnern nur noch wenige Reste.
Zu Karlsburg gehört die interessante Ansiedlnng Maros-Por tns , wo sich eine
stehende Marosbrücke befindet. Diese Ansiedlnng entstand im XVIII. Jahrhundert, als
die Verslößuug des Salzes aus den Maros-Ujvärer Bergwerken hier eingeleitet wurde.
Noch vor einigen Jahrzehnten standen am Marosuser die Magazine, Salzämter und
ärarischen Gebäude nebst einer Schiffswerft?, in langer Reihe bei einander. Aus den
südlichen Theilen Siebenbürgens kamen hier die Fuhrleute zu Hunderten zusammen, um
Salz zu holen. Andere verluden das Salz auf Flöße und Schiffe, um Temes, die Bäcska,
die Theiß- und untere Donaugegend damit zu versorgen. Seit Eröffnung der Eisenbahn
hat Maros-Portus seine Bedeutung verloren.
Weiter hinab im Marosthale, der Comitatsgreuze nahe, liegt Alviucz (Wiuz,
Weiuz) mit 3800 Einwohner verschiedener Sprachen. Im alterthümlichen, verfallenden
Schloß dieses historisch berühmten Ortes wurde Cardinal Martinnzzi, der allmächtige
Kanzler der Königin Jsabella, durch die Söldner Castaldos ermordet, als er sich gerade
bemühte, den Anschluß Siebenbürgens an das Haus Habsburg herbeizuführen. Einige
Gemächer des Schlosses sind noch wohlerhalten, auch wird noch das Fenster gezeigt,
durch das die Mörder den Leichnam in den Schloßgraben warfen. Gegenüber steht auf
einem kahlen Gipfel die Ruine der Borbereker Burg Zebernik, und unterhalb an
der von Wasserläufen zerrissenen Bergflanke liegt das Dorf Burgberg (Borberek),
das noch vor wenigen Jahrzehnten von wohlhabenden ungarischen Grundbesitzern
bewohnt war.
Doch werfen wir hier auch einen flüchtigen Blick in den dem Unter-Albenfer-
Comitat angehörigen Theil des Kokelthales. Wir betreten es bei Koslärd, um möglichst
bald den vereinigten Kokelfluss zu erreichen, der sich still und trüb dahinschlängelt,
Sandbänke bildet und durch seine Überfluthuugeu fruchtbaren Schlamm verbreitet. Rechts
öffnet sich das 40 Kilometer lange, schluchtige Thal des Kis-Szekäs-Baches, mit den
Dörfern Szekas, Besenyö und Veresegyhaza. Weiterhin folgt bis zum Nagy-
Szekasbache ein Hügellabyrinth, das an das Mezöseg erinnert. Hier haben Land-
wirthschaft und Viehzucht des Comitais ihren Mittelpunkt. Die Hügelabhänge, Thäler
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch