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Im Jahre 1748 wurde der neue Bergbau begonnen und verbreitete Segen in der
Gegend, da er es möglich machte, auch ans Erzgesteinen, die ahne diese Schmelzhütte
nicht zu verwerthen waren, Gewinn zu ziehen. Wissenschaft und Erfahrung halfen
dann, durch ihre Fortschritte die Schmelzung und Scheidung des Erzes immer mehr
zu verbessern. Martin Debreczeni, der ausgezeichnete ungarische Montanist und Dichter,
Erfinder der Theorie der Schneckengebläse, baute zwei neue Hochöfen, bei denen er
zum ersten Male die von ihm erfundenen Schneckengebläse practisch anwendete, mit
deren Hilfe eine gleichmäßige Schmelzung erzielt wurde. Nach der Verwüstung im
Jahre 1848 mußten die Hochöfen 1850 neu aufgebaut werden, allein das damalige
Schmelzverfahren erwies sich in den folgenden Jahrzehnten zu kostspielig und langwierig.
Daher wurde 1879 ein ganz neues, auf dem jetzigen Niveau der Hüttentechnik stehendes
Schmelzverfahren eingerichtet und diese sehr kostspielige Einrichtung 1890 wieder
wesentlich verbessert. Das neue Schmelzverfahren unterscheidet sich vom alten dadurch,
daß es die Errungenschaften der Chemie verwerthet und die verschiedenen Elemente
dem Erzgestein nicht nur durch Schmelzung, sondern auch auf chemischem Wege separirt
und gewinnt. Das Erzmehl dieser Gegend enthält nämlich auch viel Schwefel und Eisen,
dessen Entfernung bei der Ausscheidung des Goldes und Silbers große Schwierigkeiten
machte. Jetzt wird mittelst Bode'scher Röstöfen Schwefel gewonnen und daraus Schwefel-
säure erzeugt, dessen man bei dem weiteren Scheidungsverfahren bedarf; mittelst der
Schwefelsäure wird das Eisen ausgeschieden, das in Form von Eisenvitriol in den Handel
kommt; aus dem überschüssigen Schwefel wird Schwefelkohlenstoff erzeugt, der für die
Rebencultur von Wichtigkeit ist; dann wird das schon gereinigte Röstgut in dem gleich-
falls neuerbauten mechanischen Röstofen und dem großen Pilz'fchen Cireularfchmelzofeu
geschmolzen. Das Zalatuaer Hüttenwerk ist also zum Theil auch eine chemische Fabrik,
die Eisenvitriol, Schwefelsäure, Schwefel und Schwefelkohlenstoff in großer Menge erzeugt
und in noch weit größerer erzeugen könnte, wenn man sich zu Investitionen entschlösse.
Die Vereinigung der Goldausscheidung mit der Fabrikation gewisser Chemikalien ist
gewiß ein sehr glücklicher Gedanke, da die Ausscheidung des Schwefels und Eisens die
weitere Scheidung der Edelerze erleichtert, die commercielle Verwerthung dieser Neben-
produkte aber einerseits der vaterländischen Industrie dient und andererseits die Kosten
des Schmelzverfahrens herabmindert. Für die Rebencultur insbesondere ist die mit der
Schmelzhütte verbundene Schwefelkohlenstoff-Fabrik sehr vortheilhaft, da sie den
Landwirthen billigen Schwefelkohlenstoff liefert und bei diesem nothwendigen Einfnhrs-
artikel die künstliche Preiserhöhung verhindert.
In diesen, zur Zalatnaer Berghanptmannschaft gehörigen Bergwerksanlagen und
Schmelzhütten wurden nach dem Durchschnitte der Jahre 1891—95 insgesammt 12, im
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch