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Bewohnt war das Comitat, wie die vorgeschichtlichen Denkmäler beweisen, größten-
tei ls schon in der Urzeit. In dacischer Zeit war das Comitatsgebiet das Hauptstück
Daciens. An der Stätte des jetzigen Dorfes Värhely (Gredistye) lag Sarmizegethnsa,
die Hauptstadt des dacischen Reiches. An der Stätte von Sarmizegethnsa erbante anch
Kaiser Trajan Ulpia Trajana. die neue Hauptstadt des zur römischen Provinz gewordenen
Dacien. Auch die letzten dacischen und römischen Inschriften, vom Jahre 260, wurden im
Hnnyader Comitat gefunden, ein Beweis, daß die Römer im Gebiete der jetzigen sieben-
bürgischen Landestheile hier ihre letzten Kämpfe gegen die Gothen kämpften, die jedes
römische Bauwerk schonungslos zerstörten.
Die sehr große Zahl der slavischen Ortsnamen im Comitate bezeugt, daß nach dem
Sturze der römischen Herrschaft hier eiu slavischer Volkstamm ansässig war, dessen stark
gelichteten Rest die Magyaren bei ihrer Landnahme vorfanden nud wahrscheinlich schon
in den ersten Jahrhunderten ganz mit sich verschmolzen. Aus den ältesten Urkunden geht
hervor, daß die Magyaren schon frühzeitig nicht nur den Maroslauf, sondern auch die
übrigen breiteren Thäler des Comitats besetzt haben; und daß zur Zeit der Ärpädischen
Könige im Hunyader Comitate eine große Anzahl von Magyaren seßhaft war, ist durch
eine von Ladislaus, Wojwoden von Siebenbürgen, uud den Obergespan Zonuk heraus-
gegebenes 5ucZieaium cle äato veva 1302 klar bekundet. Die in diesem Urtheilsbriefe
vorkommenden Ortsnamen sprechen für eine rein magyarische Bevölkerung. Erst später
beginnen in den Seiteuthälern, namentlich der Hatßeger Gegend, immer häufiger die
Walacheu aufzutauchen, die sich unter der Führung ihrer Kueze in den wüst gewordenen
Gebieten niederlassen.
Wann das Comitat entstand, ist unbekannt; doch weiß man, daß das Amt des
Obergespans den Burgvögten von Deva und Vajda-Hunyad zustand, die mitunter gleich-
zeitig auch Vieegespane waren. Diese doppelte Vieegespanswürde blieb auch bis zur
neuen Comitatsorgauisation von 1876 bestehen, mir mit dem Unterschiede, daß der
zweite Vieegespan immer im oberen Bezirke, zu Hätßeg wohnte. Der Burgvogt von Deva
bekleidete in der Regel auch das wichtige Amt eines Vieewojivode» von Siebenbürgen,
was für die frühere Wichtigkeit der Devaer Burg spricht.
Der Comitatssitz ist Deva, eine Stadt mit geordnetem Magistrat und 68W Ein-
wohner». Es liegt an der Arad-Karlsburger Eisenbahnlinie, am linkeu Ufer des Maros.
Gegen Süden, Osten und Nordosten ist es von der reichen, fruchtbaren Ebene des Maros-
thales umschlossen, im Westen und Nordwesten von einem halbkreisförmigen, mit Laub-
wald bedeckten GebirgSzug, der über dem westlichen Ende der Stadt mit einem verein-
zelten, theils waldigen, theils felsigen Kegel endet. Auf diesem Gipfel steht die malerische
Ruine der Burg Deva. Sie war eiue der ältesten königlichen Burgen in Siebenbürgen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch