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aus den verschiedensten Gegenden verdrängt. Seither haben sich Deäkbänya bei Petrv-
zssny (das Anfangs nur eine Bahnstation werden sollte) und weiter oben die Lonyay-
Colonie bei Petri l la zu förmlichen Städten entwickelt. Die von der Salgo-Tarjäner
Gesellschaft gepachteten ärarischen Gruben und die von der Kronstädter Bergwerksgesell-
schaft erstandenen Werke, nebst den Gruben des Dilsa- und Anyinyoßathales, haben
einen großen Verkehr geschaffen. Das Volksschulwesen steht in Blüte, die Commune
erhält ein staatlich unterstütztes Untergymnasium, der Beamtenstand und die Intelligenz
wachsen immer mehr und verbreiten Cultur in dieser entlegenen Gegend. Gegen Osten führt
eine Industriebahn zum Paringgebirge, und von Westen her bringt eine Drahtseilbahn
Steinkohle bester Qualität, die sich dort in großer Menge findet, da noch 21 baubare
Kohleuflötze bis zu einer Tiefe von 730 Meter der Aufschließung harren. Vor Kurzem
wurde die Eisenbahn über die Endstation Petrozseny bis Lnpeny im Thal des Rumänischen
Schiel weitergeführt. Sie berührt bei Zsil-Vulkäny und Lupeny neue Kohlengruben
und Industrieanlagen, und überdies die Sägeanlagen zu Jßkrouy und die Grenzstation
Vulkan, von wo vor Eröffnung des Sznrdnk-Passes ein berühmter Paß über den
Königssattel nach Rumänien führte und wo das Hnnyader Comitat im Millenniumsjahre
dem tapferen Nikolaus Keudeffy, der um das Jahr 1445 gegen die Türken den Heldentod
gefunden, ein Denkmal errichtet hat.
Jenseits der Station Lnpeny (Zsil-Farkaspatak) erschließt sich dem Wanderer das
obere Schietthal in seiner ganzen unberührten Urwüchsigkeit. Die ausgedehnten Weide-
gründe sind hie und da von Maispflanznngen, Kraut- und Kartoffelgärten unterbrochen.
Weithin verstreut liegen Häuser mit spitzen Dächern, deren Insassen mit Hilfe gewaltiger
Wolfshunde nachts ihren Viehstand hüten, der gegen das Raubzeug der Gegend in roh
mit der Axt zugehauenen Bretterzäunen oder palissadirten Höfen untergebracht ist. Das
kurzgehörnte Rind des Schielgeländes ist infolge mangelnder Pflege stark herabgekommen,
dagegen sind die hier gezüchteten kleinen, zähen Gebirgspferde des Mokänyfchlages vor-
trefflich und haben sich auch bei der Occupatiou Bosniens glänzend bewährt. In den
höheren Lagen ist die Schafzucht sehr einträglich.
Die oberste Ansiedlnng im Thale ist Kimpnlujnyäg, von wo man nördlich schöne
Ausflüge auf den Dreksän-Gipfel (2074 Meter), den Buta mare (2074 Meter) und
gegen den Retyezät hin machen kann. Das Schielthal ist landschaftlich eine der schönsten
und lohnendsten Gegenden des Reiches, bisher freilich noch zu abgeschlossen und verkehrs-
arm. Der mächtige Aufschwung seines Kohlenbergbaues hat es jedoch rasch berühmt
gemacht. Menschlicher Fleiß, Wissenschaft und investirtes Capital haben in dieser alpinen
Welt, die noch vor dreißig Jahren kaum in ihren allgemeinen Umrissen bekannt war, neues
Leben geschaffen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch