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an das Ärar ab, das sämmtliche Erz- und Steinkohlengrnben, Glashütten nnd Werk-
stätten im Krassö-Szörenyer Comitate sammt den grundherrlichen Rechten und dem
Grundbesitz von 158.694 Katastraljoch für 11 Millionen Gulden an die k. k. privilegirte
Österreichische Staatseisenbahn-Gesellschaft verkaufte, welche den Besitz Anfangs 1855
antrat. Diese Gesellschaft kümmerte sich seither wenig um die Edelerzgewinnuug, wohl
aber brachte sie den Eisen- und Steinkohlen-Bergbau auf solche Höhe, daß sie gegen-
wärtig allen Bergdistrieten des Landes voraus ist. Auch später noch vermehrte die
Gesellschaft ihren Grundbesitz, der gegenwärtig 226.232 Katastraljoch umfaßt.
Die Bu lga ren . — Auch von Resieza führt eine Eisenbahn nach Anina-Steier-
dorf, und zwar über Krassova im Karasthale. Diese Ortschaft ist ethnographisch
interessant als Hauptsitz der Krassovauer Bulgaren, die etwa 10.000 Köpfe stark im
Karasthale wohnen. Sie bilden nebst etwa 12.000 Seelen in der Gegend von Vinga
(Temeser Comitat) und Ö-Beseuyö (Toroutaler Comitat) die bulgarische Bevölkerung
Ungarns. Von den Krassovaner Bulgaren heißt es, sie wären Nachkommen jener
Bulgaren, die im XIV. und XV. Jahrhundert auf der Flucht vor den Türken vom
Balkan nach Ungarn auswanderten. Allein dieser verbreitete Glaube hat keine giltige
historische Begründung. Als ganz sicher kann es dagegen gelten, daß sie in den ersten
Jahren nach der Vertreibung der Türken mit den Rumänen der Gegend zusammen aus
dem cis-alutauischen Theile des heutigen Rumänien hereingekommen sind, wohin sie aus
Bulgarien im XVII. Jahrhundert vor den Türken geflüchtet waren. Die flachländischen
Bulgaren ließen sich unter der Führung ihres Bischofs Stauislavic unter der Regierung
Maria Theresias in Ungarn nieder. Die Bulgaren sind römisch katholisch.
Die flachländischen Bulgaren haben den ursprünglichen bulgarischen Typus in
ihrem Äußeren, wie in Sprache und Lebensweise, viel besser bewahrt, als die Krassovaner,
die sich mit Rumänen und Serben mischten und sogar ihre Sprache mit der serbischen
vertauschten, obgleich sie zahlreiche bulgarische Sitten bewahrt haben.
In der Anlage der Dörfer und in der Einrichtung der Häuser sieht man bei den
flachländischen und den Krassovaner Bulgaren große Unterschiede. Die Bulgarendörfer
des Flachlandes haben gerade, mit Baumreihen bepflanzte Straßen und hübsche Häuser,
so daß sie an die deutschen Dörfer des Banats erinnern; dagegen gleicht das unregel-
mäßig gebaute Kraffovanifche Dorf den ärmlich aussehenden rumänischen Dörfern. Der
flachländische Bulgare baut sein Haus aus gestampften Wänden oder Luftziegeln, der
Krassovaner zapft es aus Balken zusammen, verstopft die Fugen mit Reisig uud ver-
schmiert dann Alles mit Lehm. Jedes bulgarische Haus hat eine Hauptstube, mit zwei
Fenstern nach der Straße und einem nach dem Hofe, die als Staatsgemach benützt wird.
In der Mitte der Stube steht der Tisch, mit schön gesticktem weißem Laken oder buntem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch