Seite - 33 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
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um so eifriger vorgehest, als sie unter deinem Namen gegen Christen wüthen, du daher
bedenken mußt, daß durch die Niederträchtigteit dieser Leute auch dein Name geschändet
wurde; man kann zwar annehmen, daß sich die Seeräuber ohne dein Wissen in den
Hinterhalt legen, da man aber weiß, daß du sie hindern konntest, so werden wir dich nicht
als unschuldig ansehen können, wenn du sie nicht zu Paaren treibst. Denn es steht
geschrieben: „Wer Verbrechen, die er verhindern kann, nicht unterdrückt, der begeht sie
selbst.""
Der Brief des Papstes scheint aber nicht viel geholfen zu haben, denn die Crösten
schickten eine Expedition gegen Grado aus, unter der Führung des eigenen Sohnes
Domagojs. Die Venetianer schlugen ihn auf's Haupt, vernichteten die kroatische Flotte,
tödteteu den Fürstensohn und viele seiner Seeräuber, die übrigen nahmen sie gefangen.
Die Kämpfe mit den Croaten dauerten auch nach dem Tode dieses Fürsten fort.
Papst Johannes VIII. scheint dem Domagoj verziehen zu haben, er hatte ja zuhause
Gelegenheit, sich in dieser Knnst zu üben, denn er richtete auch nachher noch eine Reihe von
Briefen an den Fürsten, in denen er ihn um Gefälligkeiten ersucht und ihm Rathschläge
ertheilt. Aus dieser Zeit wird in den Chroniken eine charakteristische Episode erzählt.
Croatische Seeräuber hatten unbemerkt während eines venetianischen Kirchenfestes bei
Olivolo Anker geworfen. Sie stürmten die Kathedrale, um die an diesem Tag daselbst zur
Trauung versammelten Brautpaare zu entführen, was ihnen auch gelang. Die Venetianer
rüsteten rasch eine Flottille aus und brachten die geraubten Schätze und Bräute glücklich
zurück, freilich erst nachdem sie einige Tage in der Gewalt der Croaten geblieben waren.
Als Erinnerung an diesen Vorfall wurden in der Kirche Maria Formosa zu Venedig bis
zum Jahre 1797 alljährlich arme Bräute vom Dogen beschenkt. Von den Narentanern
wird uns gar berichtet, daß sie die römischen Prälaten bei ihrer Rückkehr von der Synode
zu Constantinopel sammt den authentischen Concilsakten aufhoben.
Venedig mußte, um sich Ruhe zu verschaffen, bis zum Jahre 998 an die kroatischen
Fürsten einen Tribut bezahlen. Es war dies kein Vortheil für Kroatien, und nach
unseren heutigen Begriffen keine Ehre. In der damaligen Zeit waren aber auch die
Venetianer in diesem Punkt nicht sehr empfindlich, und auch später zeichnete sich ihr
Handel nicht durch Scrupulosität aus, so daß man in Venedig wiederholt Gesetze
gegen den Verkauf von Christen an die Sarazenen erlassen mußte, Gesetze, die immer
wieder umgangen wurden.
Domagoj scheint sich auch am byzantinischen Hofe mißliebig gemacht zu haben,
denn nach seinem Tode wurden seine Söhne verdrängt und mit byzantinischer Hilfe
S e d e s l a v als Fürst der Croaten eingesetzt. Aus seiner Regierungszeit treten uns drei
Thatsachen entgegen, die seine Politik deutlich genug erkennen lassen.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch