Seite - 41 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
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Beiläufig zur selben Zeit (991) wurde Peter Orseolo II. zum Dogen von Venedig
erwählt, ein Mann, von dem sein Vater vorausgesagt hatte, daß er der Ruhm seines
Vaterlandes sein werde. Die Parteikämpfe, welche auch Venedig zur Zeit seines Vorgängers
zerrissen hatten, beruhigten sich, denn der neue Doge bedrohte jede gewaltsame Störung der
öffentlichen Versammlungen mit dem Tode. Er versicherte sich des Wohlwollens Constan-
tinopels, wo er bedeutende Handelsvortheile erwirkte, ferner schickte er eine Gesandtschaft
an die Sultane von Egypten nnd Syrien, um sich ihre Unterstützung zu sichern.
Drzislav begann sofort, wie alle schwachen Menschen, an unrechter Stelle und zur
unrechten Zeit mit einer Politik der starken Hand, er bedrängte die Küstenstädte und Venedig
zu gleicher Zeit.
Im Innern war seine Stellung ohnehin prekär, denn er hatte es nicht nur mit
zurückgedrängten Parteien, sondern auch mit einem legitimen, willensstärkeren und allem
Anschein nach klügeren Prätendenten zu thun, dessen Verdrängung die tragische Schuld
seines Lebens war. Da er mit byzantinischer Hilfe aus den Thron gelangt war, hatte er
sich offenbar zu einer Gegenleistung verpflichtet, die wahrscheinlich in einer Hilfeleistung
gegen die Bulgaren bestand; nun ließ er sich aber, vielleicht durch die Schwester des
flüchtigen Bulgarenprinzen Peuco, den er überreich beschenkte, verleiten, von Byzanz abzu-
fallen und sogar für Bulgarien Partei zu ergreifen.
Alle diese Vorgänge müssen eine große und allgemeine innere Unzufriedenheit erzeugt
haben, und dies war wohl die Ursache, welche die Ereignisse ins Rollen brachte, die nun
rasch aufeinander folgten. Die Venetianer ließen sich von Byzanz das Mandat ertheilen,
das abtrünnige Croatien zu erobern; der legitime Kronprätendent Surinja rief sie herbei,
wie später ungarische und serbische Prätendenten die Türken ins Land riefen; die
romanischen Küstenstädte hatten sich nach der Ermordung Sedeslavs Croatien wieder
entfremdet, die Geistlichkeit der romanischen Städte war der slavischen Liturgie und ihren
Vertretern nicht wohlwollend gesinnt, zwischen dem König der Eroaten und dem Fürsten
der Narentaner bestand ein Gegensatz.
In dieser jedenfalls höchst kritischen Zeit verlangte Drzislav neuerdings von Venedig
den ausständigen Tribut, aber der Doge verweigerte denselben mit den stolzen Worten:
„Ich werde den Tribut nicht durch irgend eine Gesandtschaft schicken, sondern werde selbst
kommen, ihn zu bezahlen." Liebenswürdigkeit gehört vielleicht zu den staaterhaltenden,
nicht aber zu den staatenbildenden Eigenschaften. Die Flotte wurde gerüstet, eine geschickt
inscenirte Deputation empfangen, die Fahne des heiligen Marcus durch den Bischof dem
Dogen feierlich überreicht, und dieser schiffte sich angeblich am Himmelfahrtstag 997 (1000?)
ein. Sein Zug glich aber mehr einem Triumphzug, als einem Eroberungszug, denn er
wurde fast überall nicht nur ohne Widerstand empfangen, sondern sogar feierlich begrüßt.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch