Seite - 45 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
Bild der Seite - 45 -
Text der Seite - 45 -
45
Damit allein, daß er das dalmatinische Meer beherrschte, war freilich nicht viel
gewonnen, solange die Normannen und Venetianer die Herren aller übrigen Meere waren.
Es ist zweifellos, daß der Sohn der Benetianerin Hicela die Wichtigkeit einer kräftigen
Handelspolitik und die hervorragende Eignung Dalmatiens für die Entfaltung eines
großartigen überseeischen Handels einsehen mußte; aber man kann sich eben viel leichter
von einer verlorenen Schlacht erholen, als Versäumnisse gut machen. Die Weltlage war
für die Entwicklung und Ausdehnung Eroatiens ungünstig geworden.
Die Stellung Kriesimirs zu Rom ist nicht ganz klar und entschieden, scheint aber
sehr vorsichtig gewählt worden zu sein. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Croatien durch
den Einfluß Hildeprants zu dieser Zeit vor den Normanneneinfällen geschützt wurde. Aus
den päpstlichen Verordnungen und Provinzsynodalbeschlüssen geht deutlich hervor, daß
Petar Kriesimir in dem Kampfe der Curie gegen die slavische Liturgie und gegen die
Priesterehe mehr die Rolle eines vorsichtigen Zuschauers, als die eines activen Politikers
spielte, während er seinem persönlichen religiösen Gefühle durch Stiftung von reichen
Klöstern und Kirchen Genüge leistete.
Die slavische Liturgie und die Priesterehe waren in Croatien und Dalmatien als
ragende Denkmäler der Beziehungen zu Coustantinopel ausrecht geblieben. Zur Zeit
Petar Kriesimirs kam ein besonderer Legat des Papstes Nikolaus II. und seines allmäch-
tigen Ministers Hildeprant, um die Action dagegen einzuleiten. Noch im XIII. Jahrhundert
kämpft der Archidiaconus Thomas mit ganz bedenklichen Waffen für den lateinischen
Ritus. Die croatischen, der slavischen Liturgie anhängenden Priester wurden als Idioten,
der heilige Methodius als Schismatiker hingestellt, die slavische Liturgie als mit dem
Arianismiis zusammenhängend bezeichnet. Der Kampf kam zum vorläufigen Abschlüsse
durch die Bulle Jnnocenz' IV. (1248), mit welcher die slavische Liturgie und glagolitische
Schrift, als vom heiligen Hieronymus stammend, fanctionirt wird.
Im Inneren suchte Petar Kriesimir ein kraftvolleres Regime anzubahnen, indem er
durch Vermehrung der Hofwürden die Prälaten und Magnaten an seine königliche Person
heranzog und bestrebt war, den Banus mehr an sich zu fesseln. Er ernennt mehrere
Bannerherren, zieht denjenigen unter ihnen, der als Banus auch eiu Machtfactor war,
bei jeder Gelegenheit an den Hof und läßt ihn wichtige Urkunden als erster Zeuge unter-
fertigen. In Privaturkunden wurde der Banus bei der Datiruug neben dem König genannt.
Constantin ist der Erste, der einen Banus erwähnt, und zwar als Herrscher über
das heutige Lika-Krbavauer und Finme-Modrnser Eomitat. Seit Erhebung der croatischen
Fürsten zur königlichen Würde ist der Banns Stellvertreter des Königs. Welche Wichtigkeit
dem Banus zukam, erhellt auch daraus, daß der byzantinische Kaiser die Verwaltung der
Küstenstädte bald dem Köuig, bald dem Banus anvertraute, und der König von Ungarn
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch