Seite - 95 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
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Hauscommunion kam dieses Mißverhältnis nicht so sehr zur Geltung, da des Hausvaters
Autorität alle zusammen beherrschte, wenn er ein braver und tüchtiger Mann war, der
das Hausregiment stramm zu führen verstand. Freilich galt diese Autorität in vollem
Umfange nur zu jener Zeit, als der Hausvater am Grundherrn und in der Militärgrenze
an dem Compagniehauptmann eine Stütze fand.
In vielen Orten der gewesenen Militärgrenze liegt den Weibern die Disciplin
noch so sehr in allen Gliedern, daß sie noch nach der alten Compagnieordnung schon um
3 Uhr Morgens aufstehen, um den Hof und das damals vor dem Hause angelegte Ziegel-
trottoir sorgfältig reinzufegeu. Es gibt auch noch Dörfer, wo die Weiber sich vom Sitz
erheben, wenn ein älterer Mann vorübergeht, und in einer großen Zahl von Hauswesen
ist die alte Unterordnung, der absolute Gehorsam der Frau noch jetzt aufrecht erhalten.
Vielfach emancipiren sie sich aber von diesem Zwang. Einen deutlichen Ausdruck dieser
Frauenbewegung sehen wir in der raschen und häufigen Auflösung der Hauscommunionen,
die nur noch in sehr geringer Zahl erhalten sind. Meist sind in ihnen die Weiber das
zersetzende Element. Ihr mehr instinctives, aber sehr energisches Willensleben erträgt, ob
von der Leuchte der Intelligenz erhellt oder nicht, den Zwang nur von Seite des geliebten
Mannes, ja seitens der Kinder sogar die größte Sclaverei, aber zum Zusammenleben mit
ihresgleichen fehlt ihnen jede Fähigkeit. Durch diese Unmittelbarkeit des Willenlebens
spielen die Frauen auch im Dorfleben eine sehr wichtige Rolle; sie interessiren sich zu-
nächst sehr lebhaft um kirchliche Angelegenheiten, aber auch die Vorkommnisse des
Gemeindelebens und der politischen Wahlen bringen sie in Bewegung, sie laufen zusammen
und es zeigt sich die merkwürdige Erscheinung, daß sie in solchen Fällen mehr Massen-
bewußtsein haben als die Männer, denn sie können sogar schweigen und lassen die Wort-
führerinnen sprechen, denen sie neugierig und sehr aufmerksam zuhören, während die
Männer in solchen Fällen alle durcheinander schreien.
Die croatische Bauernfrau ist in vielen Dingen sehr geschickt, in manchen Haus-
haltungsangelegenheiten aber vollkommen unwissend. Sie näht, stickt, webt, spinnt vor-
züglich, schmückt sich mit viel Geschmack, singt in alterthümlicher Weise vortrefflich, dichtet
hübsche Spottliedchen, tanzt sehr graciös und ist sehr reinlich; aber sie kocht schlecht,
versteht von Milchwirthschaft, rationeller Hühnerzucht, Fleisch-Couserviruug und Garten-
pflege wenig. Mehrfache Versuche von Officiersfranen in der einstigen Militärgrenze,
nach dieser Richtung belehrend einzuwirken, blieben meistentheils erfolglos.
Der kroatische Bauer in den fruchtbaren Ebenen ist nicht so fleißig wie seine Frau,
er ist übermäßig confervativ und einer Belehrung in Bezug auf Verbesserung der land-
wirtschaftlichen Arbeit und Viehzucht nur sehr schwer zugänglich. Von einer irgend
vernünftigen Geldgebarung ist er weit entfernt und wird in Folge dessen von den kleinen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch