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und Drave. In Sichelburg sieht man die urwüchsige, alterthümliche Tracht der Uskoken
mit vorherrschendem Braun und Schwarz; sie erinnert an die Kleiderformen und Farben
in verschiedenen Gegenden Dalmatiens. Um Sissek herum kommen anch schöne alte Seiden-
stickereien vor, die aber an Menge und Güte rasch abnehmen. In der Lika nnd im Modrns-
Finmaner Comitat ist eigentlich nur die rothe Mütze, wie sie auch in Dalmatien bis
Montenegro hinab getragen wird, als eigenartiges Costümstttck zu bezeichnen, wahrscheinlich
ein Überbleibsel aus venetianischer Zeit. Der ärmellose Schafpelz und die nnverzierte
Leinenwäsche erheben keinen Anspruch darauf als Costüm bezeichnet zu werden. Mannig-
faltig sind nur die Opanken, eine sehr praktische Fußbekleidung, die den Fuß allerdings
plump erscheinen läßt, sich aber in Gebirgsgegenden ebenso wie in den sumpfigen
Niederungen bewährt. Im Küstenlande ist die Tracht der Männer gar nicht charakteristisch,
die Frauen kleiden sich in Schwarz und Weiß, was noch von der Landestrauer um die
Grafen von Zrin und Frankapan herrühren soll.
Längs derSave, in einzelnen Dörfern der einstigen Militärgrenze, hat sich die schmncke,
reich gestickte und gefältelte, die Körperformeu schön hervorhebende Frauenkleidung noch
erhalten; in der Männertracht herrscht wohl noch das Leinenzeug vor, allein ohne die einstige
reiche Verzierung, und man sieht schon deutlich, wie sie sich zur städtischen Kleinbürgertracht
umgestaltet. Um Neu-Gradiska und Brod herum gibt es noch buntgestickte Frauenkleider;
aber die Stickereien werden immer mehr durch bunte Stoffe, womöglich seidene ersetzt.
Allgemein erhalten hat sich hier bisher die Kopftracht der Frauen, mit den sehr breiten, ans
vielen Strähnen flach geflochtenen Zöpfen, die auf dem Kopfe haubenartig angeordnet sind.
Und dabei ist die Herstellung dieser Frisur sehr mühselig und erfordert mehrere Stunden.
Fünf bis sechs Mädchen oder Frauen setzen sich hintereinander auf niedere Schemel und
jede flicht die Haare der vor ihr Sitzenden, während das ihre von der hinter ihr Sitzenden
geflochten wird. Gegen Zupauje zu hat die Goldstickerei die Buntstickerei ersetzt, und diese
Mode ist auch in einzelne andere Orte eingedrungen. Außer der Stickerei gilt dort, wo sich diese
Tracht erhalten hat, auch die Feinheit des Gewebes (cermr) als Zeichen der Feierlichkeit, und
man trägt solche dünne Hemden als einziges Gewand oft bei strengster Kälte zu Weihnachten,
des hohen Feiertages wegen. Freilich gehört zu dem durchsichtigen Hemde eine dicht-
gewebte Schürze, und der Oberkörper wird durch ein mit Ledermosaik reichgeschmücktes
ärmelloses Pelzwamms geschützt. Recht seltsam sieht es aus, wenn in manchen Ortschaften
die reichen Dorfschönen in städtischen lackledernen Schnürstiefeletten, außerdem nur in dem
Leinenhemde, dafür aber über diesem in einen städtischen Sammtmantel eingehüllt einher-
gehen. Es ist eben eine Übergangsform. Das Festgewand nennt man auch das Stehgewand
(staMea Kleina), denn die Bäuerin setzt sich darin nicht, damit die feinen Fältchen, welche
an die archaischen Frauentrachten der alten Griechen erinnern, nicht zerdrückt werden.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch