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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
Seite - 113 -
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113 In einem Liede des Königssohnes Marko heißt es: „Wisse, daß der Königssohn gestorben. Marko trägt der Gürtel drei mit Schätzen. Was für Schätze? Glänzende Ducaten. Einer dieser Gürtel sei des Finders, Daß des Marko Leiche er begrabe; Eigenthum der Kirche sei der zweite, Daß sie sich in Markos Namen schmücke; Doch der dritte sei geweiht den Blinden, Daß sie ziehen durch die weite Welt und Daß sie Markos stets im Lied gedenken." Der letzte Wille des Königssohnes Marko, daß ihn die Gnslari im Liede feiern mögen, gilt noch heutigen Tages. Die blinden Gnslari tragen nämlich außer ihren Bettlerliedern und Legenden jedesmal auch wenigstens ein Lied vom Königssohn Marko vor. Diese Überlieferung wurde durch Dichter- und Sängerschulen erhalten und gefördert. Solch eine Schule bestand noch im Jahre 1780 zu Jrig im Comitate Sirmien und treffliche Lehrer lehrten dort die Jugend epische, religiöse und satirische Lieder dichten und singen und unterrichteten sie im Guslespiel. Da sich unter den zahl- reichen Schülern dieser Anstalt auch Blinde befanden, so bekam die Schnle den Spitznamen „Die Akademie der Blinden" (»shepacka akaäemha"). Unter den Letzten und Besten dieser Dichterschule werden die längst verstorbenen blinden Geiger Tomo aus Kaca und Nedeljko aus Lot genannt. Heute bestehen hierzulande keine derartigen öffentlichen Dichter- schulen mehr, wohl aber ähnliche Privatschulen. Im Jahre 1875 unterrichtete der alte, blinde Bettlergeiger Tomo Prelic in Slankamen (Sirmier Comitat), wo er ein eigenes Häuschen hatte, junge, blinde Männer im Dichten, Singen und Guslespiel. Er hatte damals drei Schüler, die er unter folgenden Bedingungen in die Lehre nahm: Der Zögling mußte während dreier Lehrjahre bei dem Meister auch die Arbeiten eines Dieners oder Knechtes verrichten, wofür er aber Wohnung und Verpflegung erhielt. Einer von ihnen mußte den Lehrer auch auf seinen Fahrten, die er im einspännigen, gedeckten Wägelchen machte, begleiten, ihn bedienen und milde Gaben einsammeln. Hatte derSchüler „ausgelernt", so mußte er drei Jahre hindurch zu Gunsten seines Lehrherrn auf den Märkten singen und betteln. Nach dieser Zeit wurde er für frei und selbständig erklärt und hatte seinem Meister gegenüber keine weitere Verpflichtung, als ihn zu schätzen und zu ehren und im Nothfall ihm beizustehen. An den Höfen der einstigen croatischen Könige hießen die Hofmusikanten „Pandnren", weil sie statt der Gusle die Pandura (l'anbura) spielten. Die Pandnri waren keine Sänger und hatten auch nicht die Bedeutung der Gnslari, wurden aber außer zum Musik- machen noch zu Kundschafterdiensten verwendet. Die drei Slaven des Theophylaktos werden ebenfalls Kundschafter gewesen sein. Das Christenthum fand bei den Croaten sehr früh Eingang, aber zum gänzlichen Bruch mit dem Heidenthum ist es doch erst zur Zeit der Slavenapostel Cyrill und Method gekommen. Von da an wurde der christliche Gottesdienst in slavischer Sprache abgehalten, Croatien und Slavonien. 8
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Kroatien und Slawonien, Band 24
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Kroatien und Slawonien
Band
24
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.19 x 22.65 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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