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ein gewisser Emerik. Solche Streichterzette haben sich in der Agramer Gegend bis zum
heutigen Tag im Volke erhalten und spielen bei Hochzeiten und sonstigen Festlichkeiten
auf. Im übrigen Croatien gibt es keine solchen Terzette, denn in Zagorje besteht
die Volkskapelle aus einer Prim-Oboe, zwei Geigen und einen« Baß, in den küsten-
ländischen Gegenden blos aus zwei oder drei Oboen (Lvpela), in Slavonien aber aus
einem Tanburaschen-Chor oder aus ein bis zwei Sackpfeifen.
In den Klöstern Croatiens und Slavoniens wurde außer Gesang und Orgelspiel
auch Musiktheorie, Compositiou und Musikwissenschaft gelehrt und, wie es scheint, mit
nicht geringem Erfolg. Nikolaus maxister äs der hier geboren und
erzogen wurde, trug im Jahre 1433 an der Wiener Universität die Theorie des Johann
von Muris iMusieuin Nuris) vor. Weiterhin wird ein gewisser Gjuro Knez erwähnt, der
um das Jahr 1560 in Croatien geboren wurde, hier singen lernte und von 1594 bis
1612 an der Wiener Hofkapelle mit einem Monatsgehalt von 20 sl. als Baßsänger
angestellt war. Auch Arnold TuKkan, geboren in Croatien um das Jahr 1540, war unter
Kaiser Ferdinand I. Kapellensänger in Wien.
Paul Skalic (Sealichius), geboren 1534 zu Agram, wo er auch seine Studien
gemacht hat, später Domherr in Danzig, schrieb in seinem Werke „Wsoellankorum
rerum causis- (Köln 1570) eine dialogisirte Abhandlung über die Lyra (Geige).
Um die Mitte des XVI. Jahrhunderts dichtete ein Priester des Paulinerordens,
wahrscheinlich des Lepoglaver Klosters, sieben weltliche Lieder in kroatischer Sprache und
componirte dazu auch die Melodien, die er mit Choralnoten auf vierlinigem System
notirte.
Weiterhin begegnen wir Vinko Jelic (Jelich), geboren 1590 zu Fiume, der seiner-
zeit ein berühmter Contrapuuktist war, und Gjuro Krizanic (Oisanius), 1617 bei Karl-
stadt in Croatien geboren und in einer heimischen Klosterschule erzogen, einem bedeutenden
Musikforscher und Musikreformator. Zwanzig Thesen, die er in seiner Schrift
musicalia" (Rom 1656) aufgestellt hat, erklärte und vertheidigte er vor dem akademischen
Congreß zu Rom.
Als im Jahre 1660 Kaiser Leopold I. Laibach besuchte und dort mit großer Feier-
lichkeit empfangen wurde, lud man zu diesem Feste die Musik der kroatischen Leibgarde
ein, die wegen ihrer Vorzüglichkeit in großem Rufe stand.
Aber nicht nur in den Klosterschulen Croatiens wurde die Musik mit Eifer betrieben,
sondern auch an den Höfen des croatifchen Adels. Den Banus Peter von Zrin,
der Dichter und Componist war, nannte der Ragusaner Dichter Vlado Mencetiö
(gestorben 1666) in seinem Gedichte „?etru TrmMomu" nicht nur einen croatischen
Mars, sondern auch einen croatischen Apollo („^ovenski gj xvan ^pvlc». Narte oä
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch